Rezension: “A Ladder to the Sky” von John Boyne

Zu viel Ehrgeiz ist nicht gut

Wie sehr habe ich mich gefreut, als ich erfuhr, dass John Boyne, einer meiner liebsten englischsprachigen Autoren, nach seinem wunderbaren Roman The Heart’s Invisible Furies etwas mehr als ein Jahr später schon sein nächstes Werk nachlegt. Der Klappentext zu A Ladder to the Sky klang vielversprechend und als dann die ersten Buchbesprechungen eintrudelten, stieg meine Neugier fast ins Unermessliche. Vor allem Hannah Beckermans Rezension im Guardian, in der Boynes neuestes Werk als eine „deliciously dark“ und „ingeniously conceived“ Erzählung beschrieben wird, riss mich mit ihrer Euphorie mit: Ich war mir sicher, dass Boyne damit (mal wieder) genau meinen Geschmack treffen würde. Umso bitterer und enttäuschender war es letzten Endes für mein sonst so treues Fanherz, dass mich Boyne mit A Ladder to the Sky nach all der Begeisterung für die Bücher, die ich bis jetzt von ihm gelesen habe, nicht wirklich überzeugen konnte.

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Rezension: “Das Feld” von Robert Seethaler

Ein Totenkonzert über das Leben

Unerträglich lange musste ich nach dem Erscheinen des neuen Romans von Robert Seethaler warten, bis ich ihn endlich selbst in den Händen halten und lesen konnte. Um diese Erfahrung vielleicht auch gewissermaßen zu kompensieren, habe ich das Buch dann innerhalb kürzester Zeit gleich zweimal gelesen. Trotzdem hat es jetzt auch mit der Rezension länger gedauert als ursprünglich geplant. In der Zwischenzeit habe ich auch bereits über die Lesung von Robert Seethaler bei Ravensbuch berichtet. Der Roman selbst musste jedoch eine ganze Weile in mir nachklingen und auch ich musste erstmal meine Gedanken und Gefühle dazu sortieren. Ob ich überhaupt die richtigen Worte für dieses Meisterwerk finden kann? Ich möchte es jetzt einfach einmal versuchen…

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Rezension: “Olga” von Bernhard Schlink

Stille Wasser sind tief

Den Namen „Bernhard Schlink“ verbinde ich automatisch mit der Kennzeichnung „großes Schreibtalent“ – und das, obwohl ich bisher nur eines seiner Werke gelesen habe. Sein wohl bekanntester Der Vorleser (und auch die großartige Verfilmung!) haben mich jedoch vor etlichen Jahren so sehr beeindruckt, dass ich mit der Zeit eine große Bewunderung für den Autor entwickelt habe. Die Geschichte von Hanna und Michael ist schlichtweg unvergesslich und das liegt in meinen Augen vor allem auch an der besonderen Art, wie Schlink diese erzählt hat – sein Stil ist einzigartig und unnachahmlich. Dennoch habe ich aus unerfindlichen Gründen in all den Jahren kein weiteres seiner Bücher gelesen. Als ich jedoch das Verlagsprogramm fürs Frühjahr 2018 durchblätterte und mir die liebe Susanne von Diogenes obendrauf auf der letzten FBM von Olga vorschwärmte, war für mich klar: Das Buch muss ich unbedingt lesen!

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Rezension: “Leinsee” von Anne Reinecke

Malerische Idylle mit Schattenseiten

An diesem Debütroman aus dem Hause Diogenes hatte ich unerwartet und ungewöhnlich lange zu knabbern: Nicht nur habe ich selbst für meine Verhältnisse überdurchschnittlich lange für dieses Buch gebraucht, sondern auch das Schreiben der Rezension immer wieder hinausgezögert. Ich habe schlichtweg Zeit gebraucht, um die Lektüre wirken zu lassen und meine Gedanken zu sammeln. Nun habe ich aber doch einmal versucht, sie niederzuschreiben – auch, um in gewisser Weise meinen Frieden mit dem Roman zu schließen.

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Rezension: “The Heart’s Invisible Furies” von John Boyne

Extrem erschütternd und unglaublich humorvoll – Eine tragikomische irische Lebensgeschichte

In meinen Rezensionen zu The Boy in the Striped Pyjamas und Stay Where You Are and then Leave dürfte meine Begeisterung für John Boynes Werke und vor allem sein Erzähltalent bereits deutlich durchgeklungen sein. Ich finde es zutiefst bewundernswert, wie der irische Autor es immer wieder schafft, außergewöhnliche Geschichten auf so eine eindrucksvolle Weise zu erzählen, dass der Leser bewegt und zum Nachdenken angeregt wird. Dennoch hätte ich nicht geglaubt, dass Boyne noch einmal einen ähnlich berührenden Roman wie The Absolutist schreiben könnte – mit seinem neuesten Werk The Heart’s Invisible Furies hat er es aber tatsächlich ganz knapp geschafft. Da sein humorvoller Schreibstil die Dramatik der Geschichte jedoch ein klein wenig abdämpft, hat mir John Boyne mit dem vorliegenden Roman nicht derart das Herz gebrochen, wie er es mit The Absolutist getan hat – und das ist eigentlich auch ganz gut so.

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