Rezension: „Alle sind so ernst geworden“ von Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre

Fast genial daneben

Dass er einen feinen Sinn für Humor besitzt und ein wahrer Meister der Worte ist, das beweist der Schweizer Autor Martin Suter immer wieder in seinen zahlreichen Romanen und Kolumnen. In Interviews und Lesungen wird zudem deutlich, dass Suter ein angenehmer, offener und auch durchaus launiger Gesprächspartner zu sein scheint, der – laut eigener Aussagen – selbst nie lange ernst bleiben kann. Mit seinem Schriftstellerkollegen Benjamin von Stuckrad-Barre, bekannt für sein Debüt Soloalbum sowie seinen autobiografischen Roman Panikherz, hat er nun offenbar einen Gleichgesinnten gefunden, der genauso gerne mit Wörtern und Formulierungen jongliert, Freude am Fabulieren hat und es mit dem Ernstnehmen ebenfalls nicht so eng zu sehen scheint. Was dabei rauskommt (und wie es aussieht), wenn sich dieses auf den ersten Blick doch recht ungleiche Paar zu einem munteren Plausch zusammensetzt, kann man nun in dem rund 270 Seiten starken Buch mit dem passenden Titel Alle sind so ernst geworden nachlesen. Suter und Stuckrad-Barre unterhalten sich darin über allerlei eher kleine als große Themen und wandeln dabei beeindruckend geschickt auf einem bisweilen recht schmalen Grat zwischen Genialität und Klamauk.

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Rezension: “Nach Mattias” von Peter Zantingh

Von Abschieden und Neuanfängen

Wie wird man mit einem großen Verlust fertig? Wie geht man mit der dadurch entstandenen Leerstelle um? Und wie soll bzw. kann man nach einem Schicksalsschlag, nach solch einer Zäsur bloß weitermachen? In den vergangenen Monaten sah ich mich mit diesen Fragen zwangsweise konfrontiert und das war auch der Grund, weshalb es hier so still war. Dann erreichte mich Ende des Jahres ein Leseexemplar eines Buches, das sich genau um diese Fragestellungen dreht: Es handelte sich um Nach Mattias, das vielversprechende deutsche Romandebüt des niederländischen Journalisten Peter Zantingh. Nicht nur wegen der Thematik, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Musik darin eine wichtige Rolle spielt und Zantingh laut Verlag etwas an Benedict Wells erinnere, weckte Nach Mattias bei mir große Erwartungen, die allerdings leider nicht in Gänze erfüllt wurden.

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Rezension: “A Ladder to the Sky” von John Boyne

Zu viel Ehrgeiz ist nicht gut

Wie sehr habe ich mich gefreut, als ich erfuhr, dass John Boyne, einer meiner liebsten englischsprachigen Autoren, nach seinem wunderbaren Roman The Heart’s Invisible Furies etwas mehr als ein Jahr später schon sein nächstes Werk nachlegt. Der Klappentext zu A Ladder to the Sky klang vielversprechend und als dann die ersten Buchbesprechungen eintrudelten, stieg meine Neugier fast ins Unermessliche. Vor allem Hannah Beckermans Rezension im Guardian, in der Boynes neuestes Werk als eine „deliciously dark“ und „ingeniously conceived“ Erzählung beschrieben wird, riss mich mit ihrer Euphorie mit: Ich war mir sicher, dass Boyne damit (mal wieder) genau meinen Geschmack treffen würde. Umso bitterer und enttäuschender war es letzten Endes für mein sonst so treues Fanherz, dass mich Boyne mit A Ladder to the Sky nach all der Begeisterung für die Bücher, die ich bis jetzt von ihm gelesen habe, nicht wirklich überzeugen konnte.

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Rezension: “Das Feld” von Robert Seethaler

Ein Totenkonzert über das Leben

Unerträglich lange musste ich nach dem Erscheinen des neuen Romans von Robert Seethaler warten, bis ich ihn endlich selbst in den Händen halten und lesen konnte. Um diese Erfahrung vielleicht auch gewissermaßen zu kompensieren, habe ich das Buch dann innerhalb kürzester Zeit gleich zweimal gelesen. Trotzdem hat es jetzt auch mit der Rezension länger gedauert als ursprünglich geplant. In der Zwischenzeit habe ich auch bereits über die Lesung von Robert Seethaler bei Ravensbuch berichtet. Der Roman selbst musste jedoch eine ganze Weile in mir nachklingen und auch ich musste erstmal meine Gedanken und Gefühle dazu sortieren. Ob ich überhaupt die richtigen Worte für dieses Meisterwerk finden kann? Ich möchte es jetzt einfach einmal versuchen…

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Rezension: “Olga” von Bernhard Schlink

Stille Wasser sind tief

Den Namen „Bernhard Schlink“ verbinde ich automatisch mit der Kennzeichnung „großes Schreibtalent“ – und das, obwohl ich bisher nur eines seiner Werke gelesen habe. Sein wohl bekanntester Der Vorleser (und auch die großartige Verfilmung!) haben mich jedoch vor etlichen Jahren so sehr beeindruckt, dass ich mit der Zeit eine große Bewunderung für den Autor entwickelt habe. Die Geschichte von Hanna und Michael ist schlichtweg unvergesslich und das liegt in meinen Augen vor allem auch an der besonderen Art, wie Schlink diese erzählt hat – sein Stil ist einzigartig und unnachahmlich. Dennoch habe ich aus unerfindlichen Gründen in all den Jahren kein weiteres seiner Bücher gelesen. Als ich jedoch das Verlagsprogramm fürs Frühjahr 2018 durchblätterte und mir die liebe Susanne von Diogenes obendrauf auf der letzten FBM von Olga vorschwärmte, war für mich klar: Das Buch muss ich unbedingt lesen!

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