Rezension: “Für Polina” von Takis Würger

Modernes Märchen voller Musik und Magie

Vor knapp acht Jahren betrat Takis Würger mit seinem Debüt Der Club die deutschsprachige Literaturszene fulminant und mit großer Beachtung – und eroberte mit seinem Erstling auch mein Herz im Sturm. Nachdem sich der Autor literarisch zwischenzeitlich an eher historischen und biografischen Themen (den ein oder anderen Wirbel darum inklusive) sowie zuletzt gesellschaftskritischen Geschichten mit Krimipotenzial ausprobiert hatte, kehrt er mit seinem neuesten Werk Für Polina nun wieder zu seinen Anfängen und in vertraute Gefilde zurück und stellt darin sein außergewöhnliches Können eindrücklich unter Beweis. Mit dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte, die deutliche märchenhafte Züge aufweist und auch sonst in vielen Punkten an Der Club erinnert, gleichzeitig jedoch wie eine erwachsenere, gereiftere Version des Debüts daherkommt, ist Würger zweifellos der nächste große Wurf gelungen.

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Rezension: “Wackelkontakt” von Wolf Haas

Ganz schön raffiniert: Trickkiste zwischen zwei Buchdeckeln 

Wolf Haas hat es schon wieder getan: In seinem neuen Roman Wackelkontakt spielt und zaubert der österreichische Bestsellerautor aufs Neue mit Sprache, dass es eine wahre Freude ist. Das war nach seinem letzten großen Wurf, dem brillanten Eigentum, zu erwarten oder zumindest zu erhoffen. Doch Haas’ neuester Geniestreich ist auch eine Wucht im Hinblick auf den Inhalt, das Spiel damit und die daraus resultierende Konstruktion – oder resultiert das Spiel etwa aus Inhalt und Konstruktion? Das ist auch der Knackpunkt des Romans: Wo sind jeweils der Anfang und das Ende, der Start und das Ziel einer Geschichte und wo und wie führen alle Fäden schließlich zusammen? Ein eigentlich unmögliches literarisches Gedankenexperiment, das verblüffenderweise tatsächlich aufgeht und allen, die sich auf dieses wahnwitzige Spiel einlassen, einen durch und durch irrsinnigen Lesegenuss bietet.

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Rezension: “Der längste Schlaf” von Melanie Raabe

Auf dem schmalen Grat zwischen Traum und Wirklichkeit 

Wer kennt die Art von Träumen nicht, die so echt wirken, dass die Grenzen zwischen dem Imaginären und dem wahren Leben für einen kurzen oder auch längeren Moment verschwimmen und man sich nach dem Aufwachen vorübergehend nicht sicher sein kann, ob man immer noch träumt? Einen solchen Traum habe ich kürzlich erst wieder sprichwörtlich erlebt und bin dabei voller Schrecken und mit Herzrasen auf unangenehme Weise aus dem Schlaf katapultiert worden. Ob das etwa der Einfluss von Melanie Raabes neuem Roman Der längste Schlaf war, der sich ganz intensiv um die Themen „(Alp-)Träume“ und „Schlaf“ dreht? Vielleicht. Immerhin hatte und habe ich – im Gegensatz zu Raabes neuer Hauptfigur Mara, die mit extremer Insomnie zu kämpfen hat – nach solchen Traumerlebnissen in den meisten Fällen zum Glück keinerlei Probleme, weiterzuschlafen. Nichtsdestotrotz hat mich Melanie Raabes neuester literarischer Clou letztendlich doch um die eine oder andere wertvolle Stunde Schlaf gebracht, da es die bildgewaltige Sprache und der ausgesprochen raffinierte Wechsel zwischen Thriller-, Krimi-, Schauer- und sogar Fantasyelementen einem bisweilen schlicht unmöglich machen, das Buch aus der Hand zu legen.

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Bericht: Lesung von Martin Suter am 26. März 2024 in Zürich

Ein Abend mit Martin Suter, Melody, Allmen und Herrn Weynfeldt

In den vergangenen acht Jahren hatte ich das Glück, so einige schöne Lesungen erlebt haben zu dürfen. An die eine oder andere davon denke ich immer wieder gerne zurück. Dazu zählt auch „Schoog im Dialog“ mit Martin Suter im Mai 2017. Damals war der Schweizer Bestsellerautor  mit seinem Roman Elefant auf Lesetour, fast genau sieben Jahre später ging es für ihn nun mit seinem nächsten klassischen „Suter“-Roman Melody (zwischenzeitlich sind von ihm jedoch zwei Krimis, ein biografischer Roman sowie ein Gesprächsband erschienen) erneut auf eine Lesereise – zwar ein Jahr später als ursprünglich geplant, dafür bereits mit einem weiteren neuen Werk, Allmen und Herr Weynfeldt, im Gepäck. Dabei machte Suter am vorletzten Lesungsabend auch im Zürcher Volkshaus Halt.

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Rezension: “Die Farben des Sees” von Rike Richstein

Feinsinnige und tiefgehende Liebeserklärung an den Bodensee

Seit mehr als 13 Jahren sehe ich den Bodensee fast täglich, manchmal ganz aus der Nähe, manchmal nur aus der Ferne, und in der Zeit habe ich sicherlich unzählige Stunden damit verbracht, den Blick über das Wasser schweifen zu lassen, seine Farben mal mehr, mal weniger bewusst wahrzunehmen, dabei den eigenen Gedanken nachzuhängen und über (un-)mögliche „Was wäre (gewesen), wenn…“-Szenarien oder die eine oder andere (nicht) getroffene Entscheidung zu sinnieren. Die junge Autorin Rike Richstein hat sich vom Bodensee und all seinen Nuancen zu einem berührenden Roman inspirieren lassen, der sich genau um die richtigen und falschen Entscheidungen im Leben dreht und sich gleichzeitig wie eine Liebeserklärung an das Schwäbische (bzw. Badische) Meer liest.

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