Bericht: Lesung von Benedict Wells am 7. Mai 2023 in Kempten

Coming of Age im Allgäu der 90er und in den USA der 80er

Als ich im November 2021 in meinem Bericht über den damals vorerst letzten Termin der Lesetour zu dem Roman Hard Land geschrieben habe, dass ich mich bereits auf die nächste Lesetour von Benedict Wells und Jacob Brass freuen würde – wann immer das sein möge – konnte ich nicht ahnen, dass es fast genau eineinhalb Jahre später tatsächlich noch eine Zugabe für mich geben würde. So bekam die Hard LandLesetour nach den Leseterminen 2021 wie bei Konzerttouren großer Musikacts einen zweiten „Leg“ mit zusätzlichen Stops in weiteren Ecken Deutschlands, unter anderem auch in Kempten, was mich, obwohl ich ja bereits die ein oder andere Lesung der Tour erlebt hatte, zu einem Wochenendtrip in die Allgäuer Heimat veranlasste – auch in guter Erinnerung an Wells’ Lesung in Kempten 2017.

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Bericht: Lesungskonzert von Benedict Wells und Thees Uhlmann am 11. September 2022 in Zürich

“Bruce, der Tod und wir”

Der eine hatte erst vor einigen Monaten seinen Debütroman Sophia, der Tod und ich veröffentlicht, der andere jüngst seinen mittlerweile vierten Roman Vom Ende der Einsamkeit, der auch bald zum Bestseller avancieren sollte – da trafen Thees Uhlmann und Benedict Wells zum ersten Mal bei der lit.cologne 2016 aufeinander. Die Bühnenbegegnung zwischen dem norddeutschen Musiker/Neuautor und dem deutsch-schweizerischen Schriftsteller verlief schließlich so positiv, dass es fünf Jahre später auf der lit.cologne 2021 eine Wiederholung des Treffens gab: Diesmal ging es hauptsächlich um Wells’ neuen Roman Hard Land, die 80er, Bruce Springsteen und die USA und man musste nicht einmal live vor Ort dabei sein (dafür reichte nämlich auch der Livestream), um zu erkennen, dass hier Zwei ziemlich gut miteinander können. Groß war hier daher die Freude, als die beiden drei Lesungskonzerte im Herbst unter dem Titel „Bruce, der Tod und wir“ ankündigten. Den Auftakt machte dabei ein genial unterhaltsamer,  durch und durch euphancholischer Lesungsabend im Bogen F in Zürich mit zwei starken Persönlichkeiten, die zunächst wohl nicht gegensätzlicher sein könnten und doch irgendwie auf einer Wellenlänge unterwegs sind – und zwar nicht nur wegen ähnlicher Interessen oder Themen in ihren Werken, wie Wells und Uhlmann am vergangenen Sonntag auf eine absolut kurzweilige, launige sowie inspirierende Art unter Beweis stellten.

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Bericht: Lesung von Benedict Wells am 15. November 2021 in Zürich

Die gewonnene Wette auf die Zukunft

Seit Benedict Wells vor fast genau einem Jahr eine Clubtour zu Hard Land zusammen mit dem Musiker Jacob Brass für diesen Herbst angekündigt und ich mir dafür natürlich umgehend Tickets gesichert hatte, waren diese „Konzertlesungen“ für mich ein großer Lichtblick in diesen kräftezehrenden, weitgehend kulturlosen Zeiten im Zeichen der Pandemie gewesen. In der Zwischenzeit konnten dann – wenn auch vom Frühjahr in den Herbst verschoben – zwar sogar noch einige klassische Lesungen von Wells stattfinden, in deren Rahmen ich auch das große Glück hatte, bei der allerersten kurzfristig die Moderation übernehmen zu dürfen und über die daran anschließende Lesung berichten zu können, doch im Grunde war mindestens seit meiner ersten Konzertlesung von Benedict Wells und Jacob Brass 2016 und zweifellos seit ihrem gemeinsamen Auftritt in Zürich 2018 für mich klar, dass diese geplante Clubtour zu Hard Land etwas ganz Besonderes sein würde. Dennoch hatte ich aufgrund meines ausführlichen Berichts über die Ravensburger Lesung ursprünglich nicht geplant, darüber zu schreiben. Da ihr diese Zeilen aber gerade lest, habe ich mich nun offensichtlich doch noch umentschieden, und zwar aus mehreren Gründen: Zum einen ist – zumindest dem Ergebnis einer Instagramumfrage nach zu urteilen – euer Interesse an einem neuen Bericht doch größer als von mir erwartet (danke dafür!), zum anderen hatte ich auch das Gefühl, es der Tradition hier auf dem Blog zu schulden. Zudem wäre es – und das ist vermutlich der ausschlaggebende Grund – auch unheimlich schade gewesen, den wirklich in jeglicher Hinsicht besonderen, tiefgehenden und emotionalen Abend nicht festzuhalten, den ich am 15. November im Zürcher Kaufleuten erleben durfte: Ein erinnerungswürdiger Abschluss einer erfolgreichen Lesetour, die alle Beteiligten wohl fast nicht zu träumen gewagt hatten, die letztendlich jedoch trotz oder vermutlich sogar eher wegen der bis zuletzt teils verschwindend geringen Chancen ihrer Realisierbarkeit kaum wundervoller hätte sein können.

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Rezension: “Nach Mattias” von Peter Zantingh

Von Abschieden und Neuanfängen

Wie wird man mit einem großen Verlust fertig? Wie geht man mit der dadurch entstandenen Leerstelle um? Und wie soll bzw. kann man nach einem Schicksalsschlag, nach solch einer Zäsur bloß weitermachen? In den vergangenen Monaten sah ich mich mit diesen Fragen zwangsweise konfrontiert und das war auch der Grund, weshalb es hier so still war. Dann erreichte mich Ende des Jahres ein Leseexemplar eines Buches, das sich genau um diese Fragestellungen dreht: Es handelte sich um Nach Mattias, das vielversprechende deutsche Romandebüt des niederländischen Journalisten Peter Zantingh. Nicht nur wegen der Thematik, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Musik darin eine wichtige Rolle spielt und Zantingh laut Verlag etwas an Benedict Wells erinnere, weckte Nach Mattias bei mir große Erwartungen, die allerdings leider nicht in Gänze erfüllt wurden.

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Bericht: Lesung von Joey Goebel am 7. Juni 2019 in Ravensburg

Wenn Literatur und Musik eine unnachahmliche Symbiose eingehen:
Ein Abend mit Joey Goebel und Neon Diamond bei RavensBuch

“Kunst kann nur durch Leid entstehen” – so zumindest lautet die These in Joey Goebels wohl bekanntestem Roman Vincent. Nun, das habe ich in den vergangenen Wochen quasi einmal unfreiwilligerweise für euch getestet und muss sagen: Das trifft hier in meinem Fall nicht wirklich zu, denn knapp drei Wochen ist die Lesung von Joey Goebel in Ravensburg nun her und erst jetzt habe ich es – nach zig erfolglosen Anläufen und in mehreren kleinen Schritten – geschafft, halbwegs die Energie dafür aufzubringen, die passenden Worte für das Erlebte zu finden und sie aufs Papier zu bringen. Dabei war der Abend wirklich denkwürdig und hat es deshalb sehr verdient, festgehalten zu werden. Deswegen hier nun mein Versuch:

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