Rezension: “Ein wenig Leben” von Hanya Yanagihara

Ein einziger Zwiespalt

Wenn ich ein Buch nennen müsste, dem man in den letzten Monaten auf sämtlichen Plattformen begegnete, über das so heiß diskutiert worden ist wie sonst selten und um das man deswegen kaum bis gar nicht vorbeikam, dann wäre das Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara. In ihrem neuesten Opus liefert die amerikanische Autorin Stoff, der nicht ohne Grund Aufsehen erregt und die Gemüter gehörig erhitzt, aber vor allem auch kräftig spaltet: Während die einen den Roman fast verteufeln, loben ihn die anderen förmlich in den Himmel – und ich habe das Gefühl, dass ich mich mit meinen Gedanken zu diesem doch in vielerlei Hinsicht sehr ungewöhnlichen Roman irgendwo in der Mitte befinde, nämlich im absoluten Zwiespalt.

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Rezension: “Elefant” von Martin Suter

Die Jagd nach dem rosa Elefanten

Sie ist rosa, in etwa so groß wie ein Schoßhund, hört auf den wohlklingenden Namen „Sabu Barisha“ und leuchtet im Dunkeln – es war Liebe auf den ersten Buchstaben. Die Rede ist von dem neuesten Geschöpf aus der Feder des Schweizer Bestsellerautors Martin Suter: Ein pink leuchtender Mini-Elefant, um den sich Suters aktueller Roman dreht. Für die einen ist sie ein Spielzeug, die anderen halten sie gar für heilig und für andere stellt sie wiederum einen neuen Lebensinhalt dar, doch eins haben sie alle gemeinsam: Sie wollen die kleine Elefantendame um jeden Preis haben bzw. beschützen. In einer packenden und berührenden Geschichte beschreibt Suter das dramatische Wettrennen um jenes einzigartige Tierchen.

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Rezension: “Der Club” von Takis Würger

Weiche Schale, harter Kern

Insgeheim habe ich immer davon geträumt, an einer der Unis in „Oxbridge“ zu studieren. Jetzt vielleicht nicht mehr so sehr. Schuld daran trägt bzw. zu danken ist Takis Würger. In seinem Debutroman Der Club gewährt dieser nämlich einen gründlichen, ja fast schon an die Grenzen der Zumutbarkeit stoßenden Blick hinter die Fassaden der altehrwürdigen Gemäuer der Cambridge University und gleichzeitig tief hinunter in die menschlichen Abgründe. Damit liefert Würger zwar eine erschütternde Geschichte, lässt seine Leser aber nicht, wie eventuell vermutet, hart auf dem Boden aufkommen, sondern bettet sie überraschend weich. Überhaupt bricht der Roman mit sämtlichen Erwartungen, die man an ihn heranträgt, und überrascht damit auf ganzer Linie.

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Rezension: “Salt to the Sea” von Ruta Sepetys

Salz für die See und Salz auf den Buchseiten

Es gibt genau fünf Bücher, die mich emotional so tief getroffen haben, dass ich diese Lektüren bis heute noch nicht richtig überwunden habe. Dazu gehören The Song of Achilles (Madeline Miller), The Lovely Bones (Alice Sebold), One Day (David Nicholls), Vom Ende der Einsamkeit (Benedict Wells) und The Absolutist (John Boyne). Jetzt darf sich ein neuer Roman zu dieser illustren Runde gesellen: Salt to the Sea von Ruta Sepetys. Etlichen überschwänglichen Rezensionen sowie Instagram ist es zu verdanken, dass ich auf dieses Meisterwerk gestoßen bin und da ich ja gerne und viel über den 1. und 2. Weltkrieg lese, wanderte Sepetys’ Roman schnurstracks auf meinen Lesestapel.

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Rezension: “Die weiteren Aussichten” von Robert Seethaler

Eine aberwitzige Geschichte mit viel Liebe zum Detail

Schon wieder eine Rezension zu einem Roman von Robert Seethaler? Ich fürchte ja. Ich kriege momentan einfach nicht genug von den besonderen Geschichten und dem noch einmaligeren Schreibstil dieses Schriftstellers. Deswegen musste ich erneut meiner Seethaler-Sucht nachgeben und habe Die weiteren Aussichten gelesen. Ähnlich wie bei meiner Lektüre von Der Trafikant stellte sich auch dieses Mal sofort wieder das heimelige Gefühl ein, mit der Geschichte und ihren Charakteren direkt vertraut zu sein – ich war sofort wieder gefesselt.

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