Rezension: “Das Genie” von Klaus Cäsar Zehrer

Der hohe Preis der Genialität

Zugegeben, das mit Zehrers Das Genie und mir, das war nicht wirklich Liebe auf den ersten Blick. Auch nicht auf den zweiten. Wohl eher auf den dritten. Es hat nämlich etwas länger gebraucht, bis wir uns gefunden haben. So richtig angesprochen hat mich der Klappentext anfangs nicht und ich war mir generell nicht sicher, ob die Geschichte etwas für mich sein könnte. Vermutlich hätte ich mir das Buch also nicht zwangsläufig zugelegt, aber letztendlich landete es dann (glücklicherweise!) doch hier, weil es meine Mutter lesen wollte. Nachdem ich dann einige durchweg positive Rezensionen gelesen hatte, war dann meine Neugier doch geweckt, also habe ich den Roman mal eben kurz ausgeliehen. Dank Klaus Cäsar Zehrers lebhaften Schreibstils waren die ersten hundert Seiten im Nu gelesen und ich war völlig eingenommen von der sagenhaften Geschichte über ein Genie, das keines sein wollte.

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Rezension: “Jetzt wirds ernst” von Robert Seethaler

Von einem, der auszog, das Schauspielern zu lernen

Im Herbst 2016 hat es Robert Seethaler geschafft, mich mit seinem aktuellsten Werk Ein ganzes Leben komplett in den Bann zu ziehen. Seitdem habe ich – wie hier auch durch die jeweiligen Buchbesprechungen dokumentiert – nach und nach seine anderen Bücher gelesen und größtenteils genossen. Dieser Kreis schließt sich nun mit meiner Rezension zu Jetzt wirds ernst, dem letzten seiner bisher veröffentlichten Romane, welches ich mir zugegebenermaßen auch ein bisschen aufgespart hatte, damit mir der Seethaler-Stoff nicht allzu schnell ausgeht. Gelohnt hat sich das, um ehrlich zu sein, jedoch nicht wirklich, denn mit Jetzt wirds ernst nahm mein Seethaler-Leseprojekt, das ja so fulminant begonnen hatte, ein relativ unspektakuläres Ende (welches aber noch durchaus ernüchternder gewesen wäre, hätte ich mir etwa Die Biene und der Kurt für den Schluss aufgehoben…).

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Rezension: “Stay Where You Are and then Leave” von John Boyne

Ein Junge macht sich auf, seinen Vater nach Hause zu holen

Es ist noch gar nicht lange her, da erschien erst die deutsche Übersetzung von John Boynes Roman The Boy at the Top of the Mountain. Besagtes Buch habe ich zwar noch nicht gelesen (obwohl es auch schon länger auf meiner Leseliste steht), dafür habe ich mittlerweile Stay Where You Are and then Leave, welches auch schon eine Weile auf meinem Lesestapel lag, endlich beendet. Ich glaube, dieses Buch könnte auch für all diejenigen interessant sein, denen The Boy at the Top of the Mountain und The Boy in the Striped Pyjamas (meine Rezension zum Buch findet ihr hier) gefallen haben. Und auch dieses Buch hätte im Titel wieder mit „The Boy…“ anfangen können, da auch hier wieder ein kleiner Junge im Mittelpunkt der Geschichte steht, allerdings spielt Stay Where You Are and then Leave nicht wie die anderen beiden Bücher während des Zweiten, sondern während des Ersten Weltkriegs.

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Rezension: “Wie man es vermasselt” von George Watsky

Über die Kunst des charmanten Scheiterns

Als ich die Verlagsvorschau von Diogenes für den Herbst 2017 durchblätterte und auf den Titel Wie man es vermasselt eines gewissen George Watsky stieß, war ich skeptisch und neugierig zugleich. Skeptisch, weil sich das Buch allein optisch bereits sehr auffällig von der traditionellen und bestens vertrauten Covergestaltung des Verlags abhebt, ja sogar buchstäblich aus dem Rahmen zu fallen droht. Größer als die Skepsis war jedoch meine Neugier, ganz besonders wegen der Tatsache, dass es sich hier um die Texte eines gefeierten Poetry-Slammers und international bekannten Rappers handelt. Also wollte ich mich davon überzeugen, ob dem 31-jährigen amerikanischen Multitalent sein Prosadebüt gelungen oder etwa ganz gemäß dem Titel ein bisschen missglückt ist.

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Rezension: “Hinterhofleben” von Maik Siegel

Ein Berliner Hinterhof als Mikrokosmos für die Austragung der Flüchtlingsdebatte

Seit ihren Anfängen im Jahr 2015 ist die Flüchtlingskrise praktisch ein stetiger Bestandteil von Diskussionen in der (Welt-)Politik und den Medien. Dabei kommt auch immer wieder die Frage auf, wie mit den Flüchtlingen umgegangen werden und wie ein vernünftiges Miteinander gelingen soll. Grundlegend wird diese Debatte auf internationaler und nationaler Ebene ausgetragen, doch beschäftigt sie die Bürger selbstverständlich auch immer verstärkter in ihrem eigenen Alltag. Auf eben jener Ebene bewegt sich auch die Geschichte, die der junge Berliner Autor Maik Siegel in seinem Debütroman Hinterhofleben erzählt: Ein (scheinbar) ganz gewöhnliches Mietshaus im Prenzlauer Berg ist hier der repräsentative Austragungsort der Flüchtlingsdebatte.

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