Bericht: Frankfurter Buchmesse am 21. Oktober 2022

FBM für Kurzentschlossene – Teil 2/3

Frisch erholt nach einem tollen Messestart am Donnerstag, ging es am Freitag weiter mit einem vollen Programm mit dem ein oder anderen Blogger:innentreffen, wunderbaren Wiedersehen, kleinen und großen Fanmomenten und einer ziemlich emotionalen Preisverleihung.

Messetag 2

Blogger:innenfrühstück mit Melanie Raabe

Mein erster Termin an diesem Tag führte mich zunächst nicht wie gewohnt mit der Bahn Richtung Festhalle/Messe, sondern diesmal in die City, denn ähnlich spontan, wie ich meine Buchmesse geplant hatte, hatten Melanie Raabe und der btb-Verlag zu einem Blogger:innenfrühstück eingeladen und zwar – wunderbar passend zum Thema ihres neuen Romans Die Kunst des Verschwindens – im Café Soulmate. Jenes schien an diesem Morgen dann auch tatsächlich der Place to be gewesen zu sein, denn nicht nur fand genau dort witzigerweise gleichzeitig auch noch ein weiteres Blogger:innentreffen einer anderen Autorin statt, sondern auch eine TikTok-Bekanntheit fand sich zum selben Zeitpunkt ebenfalls dort zum Frühstück ein. Vielleicht alles nur Zufall, vielleicht aber auch Schicksal? Jedenfalls war es mir, nachdem ich Melanie Raabe – im Übrigen eines meiner großen Vorbilder, was das Schreiben und die Persönlichkeit angeht – in den vergangenen Jahren schon bei zwei Lesungen bei RavensBuch getroffen hatte, eine große Freude und Ehre, sie in dieser kleinen, feinen Runde mit nur fünf anderen netten Blogger:innen näher kennenlernen zu dürfen. Während also draußen der Regen sanft auf das Dach des Pavillons prasselte, unterhielten wir uns in lockerer Atmosphäre unter anderem über den neuen Roman, vergangene und zukünftige Projekte, die Arbeit (auch an dieser Stelle noch mal ganz herzlichen Dank dafür, liebe Inge!), Lieblingsbücher, -autor:innen sowie -musik und stärkten uns nebenbei für den bevorstehenden Messetag mit leckeren Pancakes und Heißgetränken. Der Tag hätte wirklich nicht schöner und besser starten können, ich habe die Gespräche so genossen und die Zeit verging, wie es in solchen Fällen ja dann immer ist, leider  viel zu schnell. So heiß es für uns dann nach einer doch recht abenteuerlichen, aber auch witzigen Taxifahrt durch Frankfurts verregnete Straßen, die mir genau wie das gemütliche Frühstück sicherlich noch lange in allerbester Erinnerung bleiben wird: Auf ins Messegetümmel – mit im Gepäck eine zusätzliche signierte Ausgabe von Die Kunst des Verschwindens, die ich auf der Messe aussetzen durfte und der später tatsächlich ein liebe Bloggerkollegin dank eines Hinweises in meiner Instagramstory auf die Spur gekommen ist, wie großartig!

Last-Minute-Diogenes-Blogger:innentreffen

Ich hatte nach meiner Ankunft zwar mein Bestes gegeben, mich so schnell wie möglich durch die Menge zu schlagen – in diesem Jahr waren die Publikumstage zum ersten Mal um den Freitag erweitert worden –, aber leider schaffte ich es im Anschluss trotzdem nur noch wortwörtlich „last minute“ zum Blogger:innentreffen vom Diogenes Verlag: Ich hatte eben Platz genommen und mich, aufgrund der Eile völlig überhitzt, hektisch meines Mantels und Schals entledigt, da war die Programmvorstellung auch schon zu Ende und den Überraschungsgast Solomonica de Winter hatte ich obendrauf offenbar auch noch verpasst. Die Enttäuschung darüber währte jedoch glücklicherweise nur kurz, denn ein Wiedersehen mit sowie ein Kennenlernen von lieben Bloggerkolleginnen war trotzdem noch möglich, außerdem hatte ich de Winter ja bereits beim Diogenes Talk am Tag davor erlebt und dank der lieben Susanne von Diogenes bekam ich am nächsten Tag doch noch einen fixen Einblick in das Frühjahrsprogramm. Und hierzu vielleicht nur kurz so viel: „Ein neuer Suter-Roman!“ (endlich!!!) ist alles, was ich wissen und hören wollte (Okay, „Ein neuer Wells!“ würde natürlich noch ein bisschen süßer in meinen Ohren klingen, aber da es mit dieser frohen Botschaft wohl noch eine ganz schöne Weile dauern wird – wenn überhaupt –, ist Suter in diesem Fall quasi „the next best thing“).

Überraschende (Fan-)Momente

Danach war dann bis zum nächsten Termin etwas Zeit, um sich im Trubel von Halle 3.0 und 3.1 treiben zu lassen, etwas an den Verlagsständen zu stöbern, prominente Gäste aus der Nähe und der Ferne zu sichten und vielleicht der ein oder anderen Branchengröße, mit der man sich schon öfters online ausgetauscht hatte, mal die Hand zu schütteln und einen kurzen Plausch zu halten. Ich hatte mir aber auch ein paar Veranstaltungen notiert, die ich bei Gelegenheit noch besuchen wollte, und so fand ich mich frühzeitig an der taz-Bühne ein, wo Judith Holofernes über ihr  neues Buch Die Träume anderer Leute reden würde. Aber auch wenn das ehemalige etwa 15-jährige „Wir sind Helden“-Fanherz in mir kurz einen kleinen Hüpfer machte, hatte ich mir irgendwie mehr erwartet und das Gespräch konnte mich nicht so recht packen, sodass ich irgendwann weiterzog. Weit kam ich allerdings nicht, denn direkt am gegenüberliegenden Stand weckte Kim de l’Horizon mit Gedanken und Schilderungen zur Sprache des jüngst mit dem Buchpreis ausgezeichneten Romans Blutbuch für einen kurzen Moment mein Interesse, bevor ich jedoch zügig weitermusste, denn der nächste Messetermin stand an.

 

Zu Besuch bei Penguin und Manesse

Am Stand von Penguin Random House stellte Manesse-Programmleiter Horst Lauinger einer kleinen Runde von Blogger:innen die aktuellen und kommenden Programmhighlights von Manesse und Penguin Literatur vor. Neugierig blätterten wir durch die Seiten von Prosaische Passionen, einer über 900-Seiten starken Sammlung an Kurzgeschichten von Autorinnen ab 1900 aus über 25 Weltsprachen, hielten eine streng limitierte, wunderschön illustrierte zweisprachige Schmuckausgabe von Euripides’ Medea ehrfürchtig in den Händen, notierten spannende neue Titel und drifteten vor dem Hintergrund des jüngst erschienenen Romans von Takis Würger letztendlich in eine intensive Diskussion über seinen zweiten Roman ab, der ja vor einigen Jahren einige Wellen in der Literaturwelt geschlagen hatte. Ich habe die Gespräche sehr genossen und mich vor allem auch gefreut, online bereits lange bekannte Bloggerkolleg:innen – wenn auch teilweise viel zu kurz – endlich einmal persönlich zu treffen. Nach der ausgiebigen Unterhaltung über Würger konnte ich anschließend auch nicht widerstehen und musste sein neuestes Werk Unschuld auch direkt mitnehmen, zu groß war einfach meine Neugier.

 

Jugendbücher, Preise und ein paar Freudentränen

Nachdem ich im Anschluss noch ein bisschen durch Halle 3.0 gewandelt war, verlangte mein Magen nach ein wenig Aufmerksamkeit, also war es Zeit für die ersten Messepommes. Schließlich wollte ich später bei dem Event, auf das ich schon den ganzen Tag hingefiebert hatte, nicht unangenehm mit Magenknurren auffallen: Im Congress Center der Messe würde in etwa einer Stunde der Deutsche Jugendliteraturpreis 2022 verliehen werden – und ich hatte dafür eine Karte, denn Benedict Wells’ Roman Hard Land war für den Preis der Jugendjury nominiert und da wollte ich natürlich vor Ort gerne die Daumen drücken und im Falle eines Gewinns den Jubelchor mit vollem Einsatz unterstützen. Die Stimmung im Saal war von Anfang an richtig toll und lebhaft und obwohl Kinder- und Jugendbücher ja für gewöhnlich nicht unbedingt zu meinen Spezialgebieten bzw. Interessen gehören, muss ich sagen, dass ich wirklich positiv überrascht und es fast schon augenöffnend für mich war, wie viele großartige Bücher es für Kinder und Jugendliche gibt, die so wichtige Themen behandeln und so wunderschön gestaltet sind. Begeistert war ich auch von der gesamten Art der Durchführung der Preisverleihung: Angefangen bei der Bühnengestaltung über die Moderation und die Reden (ich habe quasi berufsbedingt eh eine leichte Schwäche für gute Reden und habe hier FBM-Direktor Jürgen Boos und Familienministerin Lisa Paus sehr gerne zugehört) bis hin zu den kleinen Schauspielszenen von den Jugendlichen gegen Ende – in all diesen Punkten könnten sich so manche eingestaubte Preisverleihungen wirklich etwas abgucken! 

Mein ganz persönliches Sahnehäubchen war aber natürlich die Tatsache, dass Benedict Wells dann tatsächlich den Preis der Jugendjury für seinen Coming-of-Age-Roman absahnte! Die Mitglieder der Jugendjury hatten kurz davor noch eine Szene aus Hard Land auf der Bühne interpretiert (und Hut ab dafür an die Jugendlichen, weil: I could never), der kurze Auftritt wurde mit Space Age Love Song von A Flock of Seagulls, einem Lied von der Playlist zu Hard Land, ausgeblendet und irgendwie lag schon so ein Prickeln in der Luft, da wusste ich: Den Preis würde gleich niemand anderer als Benedict Wells in der Hand halten – und so war es. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass der Saal in jenem Augenblick wirklich bebte und sonst bei niemand anderem (nicht mal Kirsten Boie, auch eine Heldin meiner Kindheit und Jugend) so laut geklatscht und gejubelt wurde wie bei ihm. All die Wertschätzung und Bewunderung, die ihm in diesen Momenten entgegenkam, war förmlich in der Luft zu greifen und es war so unglaublich schön zu sehen, wie sehr sich restlos alle für den selbst sichtlich gerührten Gewinner ehrlich freuten, dass mir glatt selbst das ein oder andere Freudentränchen über die Wangen kullerte. Selbst jetzt beim Schreiben bekomme ich schon wieder Gänsehaut. Bevor’s aber gleich zu emotional wird, nur noch kurz: Ich bin einfach so dankbar, dass ich diesen Abend miterleben durfte. Und während nach Ende der Preisverleihung direkt Dutzende Jugendliche die Bühne stürmten und die Gelegenheit nutzten, um dem frischgebackenen Jugendjurypreisträger zu gratulieren und eine Widmung zu ergattern, stieß ich mit einem Apfelschorle noch leise auf ihn an und verließ dann beschwingt und noch ganz aufgekratzt das Messegelände Richtung Frankfurt-City, wo der Abend noch zusammen mit einer tollen  Truppe Buchblogger:innen ausklingen sollte. 

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