Federleicht & bleischwer: Die Geschichte eines bittersüßen Sommers
Fast genau fünf Jahre ist es her, dass Benedict Wells‘ letzter Roman Vom Ende der Einsamkeit erschienen ist. Sieben lange Jahre hat er damals an seinem Bestseller geschrieben und gefeilt. Und auch wenn er für seinen neuen Roman Hard Land nicht ganz so lange gebraucht hat (und in der Zwischenzeit alles andere als untätig war – 2018 erschien sein Kurzgeschichtenband Die Wahrheit über das Lügen), sind die Jahre und Monate für begeisterte Wells-Fans (wie meine bescheidene Wenigkeit) trotz allem nur langsam ins Land gezogen. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis man das sehnlichst erwartete Buch nun endlich in den Händen halten konnte – nur um dann damit dazusitzen und sich nicht richtig entscheiden zu können, ob man dem Leseverlangen nun direkt nachgeben oder die Vorfreude noch ein kleines bisschen länger auskosten möchte. Startet man dann doch (früher oder auch später) mit dem Lesen, geht es wieder von vorn los: Einerseits fliegt man nur so durch die Seiten, andererseits ist man entweder damit beschäftigt, sich selbst zu bremsen, um die Lektüre möglichst lange genießen zu können, oder legt aber auch ab und zu freiwillig eine Pause ein, um das eben Gelesene zu verdauen. Wahrlich eine emotionale Achterbahnfahrt. So oder so ähnlich geht es auch Wells‘ neuem Protagonisten Sam, der in Hard Land den „schönsten und schlimmsten Sommer [s]eines Lebens“ (S.19) mit vielen nie-enden-sollenden, aber auch mit fast so vielen nie-enden-wollenden Momenten erlebt. Eine bittersüße Coming-of-Age-Geschichte, die mal federleicht, mal bleischwer daherkommt und teilweise zwar etwas schmerzt, aber letzten Endes eben auch irgendwie wieder alles gutmacht – eine große Kunst, die Benedict Wells mittlerweile bis zur Perfektion beherrscht.