Rezension: “Vincent” von Joey Goebel

Der Preis hoher Kunst

Ich habe es schon lange aufgegeben, Radio zu hören. Von der größtenteils immer gleichen Dosenmusik von David Guetta, Rihanna und Konsorten bluten mir die Ohren. Auch ins Kino gehe ich nur noch sehr selten, vielleicht noch zwei oder drei Mal im Jahr, Tendenz eher abnehmend. Hier scheint mir langsam (mit wenigen Ausnahmen) genauso alles immer mehr zu demselben Einheitsbrei zu werden. Kein Wunder also, dass mir die Grundidee hinter der ausgeklügelten Strategie des Unternehmens „New Renaissance“, wie sie in Joey Goebels Roman Vincent beschrieben wird, zunächst zusagte. Denn Ziel der Firma ist es, die (amerikanische) Kultur zu verbessern bzw. von Grund auf zu reformieren. Eigentlich ein löblicher Kerngedanke. Der einzige Haken daran: Die Umsetzung. Um zu garantieren, dass die Quelle an großen Musikhits und kreativen Drehbüchern für Film und Fernsehen möglichst nie versiegt, sorgt das Unternehmen dafür, dass seine Schützlinge, die Künstler, durch Leiderfahrungen kreativ bleiben. Ein eigens dafür ausgewählter „Manager“ hat daher die Aufgabe, den jeweiligen Künstler auf Schritt und Tritt zu begleiten, sein Leben zu manipulieren und ihm dann und wann der Inspiration wegen physischen oder psychischen Schmerz zuzufügen.

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Schmuckkästchen: Warum liest du?

Vor einiger Zeit bin ich auf Caros Blog Oh, Fitzgerald über diesen Beitrag gestolpert, der sich auf die von Tobi von Lesestunden initiierte Aktion „Warum liest du?“ beruft. Eine grandiose Idee, wie ich finde! Außerdem ist es für mich auch spannend, die verschiedenen Beiträge dazu zu lesen, deswegen habe ich mir nun auch selber darüber Gedanken gemacht. Hier also mal wieder eine kleine Plauderei aus meinem Schmuckkästchen, los geht’s:

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Rezension: “Song for Night” von Chris Abani

Über das Grauen des Krieges und die Momente von Menschlichkeit im Krieg

Dem ein oder anderen Leser meines Blogs dürfte es vielleicht schon aufgefallen sein: Ich beschäftige mich viel und intensiv mit Kriegsliteratur, vor allem den Ersten Weltkrieg, aber auch Konflikte in Afrika und den globalen Terrorismus betreffend. Bei meinen Recherchen bin ich vor etlichen Monaten auch einmal auf Goodreads über den nigerianischen Autoren, Dichter und Literaturprofessoren Chris Abani gestolpert. Sein Gedichtband Hands Washing Water und seine Novelle Song for Night haben mich thematisch sofort angesprochen, letzteres Werk habe ich bald darauf auch besorgt. Vor ein paar Monaten packte ich das Büchlein dann spontan als Lektüre für einen Friseurbesuch ein – eine, wie ich dann schnell bemerkte, völlig hirnrissige Aktion, da dieses Buch ganz und gar nicht dafür gemacht ist, als leichte Kost mal eben so nebenbei verschlungen zu werden. Ich legte Abanis Werk wieder beiseite und zog es nun erst wieder vor ein paar Tagen aus dem Regal. Aufgrund seines eher geringen Umfangs und der nicht allzu vollbedruckten Seiten hatte ich die Novelle zwar auch innerhalb eines Tages gelesen, aber eben in vollkommener Stille und in einer Umgebung, in der sich die Geschichte und Abanis wunderschöne Sprache auch angemessen entfalten und wirken konnten.

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Rückblick: Lesemonat November 2016

Von lesetechnisch eher durchwachsenen Wochen mit einem Last-minute-Highlight…

Und da ist er schon, mein zweiter Monatsrückblick. Wie schnell die Zeit vergeht. Dabei hatte ich mir für diesen Monat doch so viel vorgenommen… Am Ende sind’s dann leider gerade einmal drei gelesene Bücher geworden. Aber ich hatte ja im letzten Monatsrückblick auch bereits erwähnt, dass die Anzahl gelesener Bücher mit dem Semesterbeginn wieder automatisch schrumpfen würde, von daher hatte ich auch gar nicht mehr mit einem so großen Stapel gelesener Bücher gerechnet. Was ich allerdings nicht erwartet hatte: Dass mich eines der geplanten Bücher für November so viel Zeit und Nerven kosten würde. Dazu gleich mehr…

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Schmuckkästchen: Wie ich einst in einem Musikvideo von Coldplay landete…

Passend zur nun beginnenden Adventszeit, der allmählich aufkommenden Weihnachtsstimmung und vor allem zum heutigen Datum möchte ich im aktuellen Beitrag mal ein bisschen aus dem Schmuckkästchen (übrigens auch eine neue Kategorie) plaudern: Heute ist es nämlich genau sechs Jahre her, dass ich mich auf einem Boot auf der Themse befand, zum allerersten Mal Coldplays Weihnachtssong „Christmas Lights“ hörte und bunte Luftballons in den Londoner Nachthimmel steigen ließ. Meistens fühlt es sich immer noch an wie ein Traum (ein bisschen war es das ja auch), doch gerade zur Weihnachtszeit, wenn ich das Lied wieder auf meine Playlists packe oder es gar unverhofft im Radio oder auf einem Weihnachtsmarkt läuft (gerade dann ist meine Freude natürlich riesig!), kommen die Erinnerungen wieder hoch und es erscheint mir wiederum, als wär’s erst gestern gewesen, als ich Ende November 2010 spontan meinen Koffer packte und mich zu einem außergewöhnlichen Abenteuer aufmachte. Wie das, wieso überhaupt und wie es dazu kam? Dazu muss ich kurz ein bisschen ausholen…

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