Rückblick: Lesemonat November 2017

Durchwachsene Zeiten

Bevor dann bald schon wieder die Hälfte des neuen Monats vorbei ist, wird es langsam wirklich Zeit, noch den Lesemonat November Revue passieren zu lassen. Mit dem Leserückblick bin ich diesmal etwas später dran, weil ich mir ursprünglich gedacht hatte, die Lesemonate November und Dezember zusammenzufassen, doch jetzt war mir doch noch danach, früher als gedacht ein paar Worte zu den Büchern zu verlieren, die ich im letzten Monat gelesen habe.

Wie im Oktober habe ich im November insgesamt vier Bücher gelesen und so enttäuschend der letzte Lesemonat endete, ging es auch größtenteils in den letzten Wochen weiter – und das, obwohl unter den vier gelesenen Büchern zwei dabei waren, auf die ich mich schon monatelang gefreut hatte. Am Ende waren meine Erwartungen dann wohl einfach zu hoch. Kein Buch vermochte es, mich restlos zu fesseln und zu begeistern, auch wenn sich der Großteil zumindest recht angenehm lesen ließ. Trotzdem scheint es wie verflucht zu sein: Wie bereits im Oktober war der für das jeweilige Monatsende ausgewählte Lesestoff der mit Abstand enttäuschendste. Leider zog sich diese Pechsträhne bei der Bücherauswahl auch noch in diesen Monat hinein, doch dazu dann mehr im nächsten Leserückblick. Jetzt erstmal einige Gedanken zu den Büchern des Monats November:

Gelesen im November 2017

Uncommon Type: Some Stories von Tom Hanks: Es ist ja immer so eine Sache mit sogenannten „Promibüchern“, auch ich bin da sonst eher vorsichtig. In diesem speziellen Fall habe ich aber ausnahmsweise einmal alle Bedenken über Bord geworfen, denn Tom Hanks schätze ich als Schauspieler und auch als Person eigentlich sehr. Entsprechend neugierig war ich, was dieser talentierte Mann schriftstellerisch auf dem Kasten hat. Letzten Endes hat er meine Erwartungen mit seinem Kurzgeschichtenband zwar nicht ganz erfüllt, aber ich würde seine ersten Gehversuche als Autor auch nicht als missglückt bezeichnen. Unterm Strich würde ich Hanks’ Autorendebut als „akzeptabel mit Potential nach oben“ werten, denn an vielen Stellen war ein gewisses Talent in diesem Bereich durchaus erkennbar. So hat mir zum Beispiel die allererste Kurzgeschichte sehr gut gefallen und die etwas humorvoller angehauchten Geschichten danach sagten mir ebenfalls zu. Zwischendrin gab es allerdings immer wieder Kurzgeschichten, die ich als so banal, nichtssagend und fast langweilig empfand, dass ich mich beizeiten gefragt habe, wie diese es überhaupt in die Endrunde geschafft haben. Aber gut, das ist ja ein nicht gerade selten vorkommendes Phänomen bei Kurzgeschichtenbänden… Dennoch waren die anderen Geschichten zwar oft witzig und ganz nett, aber eben auch nichts richtig Besonderes, obwohl ich hier, wenn ich ehrlich bin, auch nichts völlig Weltbewegendes erwartet hatte. Viel eher war ich auf Hanks’ Schreibstil neugierig – und der ist eigentlich gar nicht einmal so übel und überraschend erfrischend. Ein guter Beobachter ist Hanks allemal, das merkt man vor allem den Geschichten an, die in seinem eigenen Metier spielen. Schön fand ich im Übrigen auch, dass er sich hier an verschiedenen Formen (z.B. gibt es zwischendrin Emailkorrespondenzen oder journalistische Artikel) ausprobiert hat, das sorgte für eine angenehme Abwechslung. Mein Fazit: Der Inhalt ist zwar eher Mittelmaß, die Umsetzung und der Stil aber durchaus interessant.

The Love of a Bad Man von Laura Elizabeth Woollett: Neben dem Hanks’ Kurzgeschichtenband war dies ein weiteres Buch, auf dessen Publikation ich mich schon seit Monaten gefreut hatte. Auf Bookstagram war ich vor einiger Zeit auf das Buch gestoßen und es hatte mich auf Anhieb angesprochen: In zwölf Kurzgeschichten erzählt Woollett Episoden aus dem Leben von Frauen, die die Geliebten oder Ehefrauen von verschiedenen „bösen“ Männern waren, die in die (Kriminal-)Geschichte eingegangen sind (z.B. Eva Braun, Myra Hindley oder „Charlie’s Girls“). Diesen Ansatz, jene Geschichten aus einer völlig anderen Perspektive zu beleuchten, fand ich extrem spannend! Doch die erhofften neuen/überraschenden Erkenntnisse sind leider komplett ausgeblieben. Schon jetzt kann ich mich an keine der Geschichten mehr genau erinnern. Ein im Prinzip vielversprechendes literarisches Experiment, dessen Potenzial nur mäßig ausgeschöpft wurde.

Einbruch der Wirklichkeit: Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa von Navid Kermani: Schon lange hatte ich vorgehabt, eine der Reportagen Kermanis zu lesen. Für den Anfang habe ich mir dieses dünne Büchlein ausgesucht, in dem der Reporter von seinen Erlebnissen auf einer der beliebtesten Flüchtlingsrouten berichtet: Zusammen mit dem Magnum-Fotografen Moises Saman, dessen aussagekräftige Aufnahmen Kermanis Text ergänzen, hat der Autor den Flüchtlingstreck von Izmir nach Budapest in entgegengesetzter Richtung bereist. Herausgekommen ist dabei ein informativer Bericht, welcher das Schicksal jener, die diese gefährliche Reise notgedrungen auf sich nehmen, eindrücklich schildert. Dennoch hätte ich mir von diesem Buch an vielen Stellen noch tiefere Einblicke bzw. neuere Erkenntnisse erhofft als jene, die größtenteils ohnehin schon bekannt sind, aber das war in diesem Umfang (das Büchlein umfasst lediglich 90 Seiten) vielleicht auch nicht möglich. Umso gespannter bin ich deshalb auf Kermanis umfangreicheres Werk Ausnahmezustand: Reisen in eine beunruhigte Welt, das hier ebenfalls schon auf meinem Lesestapel bereitliegt.

Lügnerin von Ayelet Gundar-Goshen: Dieser Roman war leider die größte Enttäuschung des Monats. Ich hatte davor ausnahmslos Gutes über Gundar-Goshens neuestes Werk gehört und mich dementsprechend auf das Lesen gefreut, doch Lügnerin hat mich alles andere als begeistert. Das größte Problem war hierbei wohl vor allem, dass ich die Geschichte weder spannend noch sonderlich originell oder gar bewegend fand – mir ging das ganze „Teeniegehabe“ ziemlich schnell ziemlich arg auf die Nerven, wenn ich ehrlich bin. Für Nuphar, die Protagonistin, konnte ich deshalb herzlich wenig Verständnis und Mitgefühl aufbringen. Stattdessen habe ich die meiste Zeit damit verbracht, genervt mit den Augen zu rollen. Das einzige, was die Lektüre etwas erträglicher (und mehr oder weniger lesenswert machte), waren die Sprache und der Stil Gundar-Goshens, die wirklich sehr feinsinnig und einzigartig sind – immerhin das muss ich ihr lassen. Thematisch dürfte ihr erster Roman Löwen wecken, den ich noch nicht gelesen habe, also wahrscheinlich meinen Geschmack deutlich besser treffen.

Neuzugänge im November 2017

Da mich im Oktober sozusagen ein wahrer Büchersegen erreichte, hatte ich mir vorgenommen, meinen Bücherstapel im November nicht weiter wachsen zu lassen. Und bis auf eine (immerhin gut begründete) Ausnahme konnte ich meinen ambitionierten Vorsatz auch tatsächlich einhalten. An dieser Stelle klopfe ich mir also mal selbst auf die Schulter. 😉

Neu eingezogen ist nämlich lediglich The Terranauts von T.C. Boyle – und das auch nur, weil ich, wie bereits berichtet, letztens spontan auf seiner Lesung in Konstanz war und schließlich ein Buch brauchte, das er signieren konnte, immerhin bekommt man diese Gelegenheit nicht alle Tage. Und so viel meine Entscheidung letztendlich auf diesen Roman, da er nicht nur Thema jenes Abends war, sondern auch schon vor einiger Zeit meine Neugier geweckt hatte.

Da ein Drittel des neuen Monats auch schon wieder vorbei ist (wo ist eigentlich die Zeit hin?) und ich anfangs bereits Andeutung bezüglich meiner aktuellen Lesesituation gemacht habe, belasse ich es an dieser Stelle besser dabei, noch groß zu spekulieren, wie dieser Lesemonat (noch) verlaufen könnte. Ich möchte lediglich noch die leise Hoffnung äußern, dass im Dezember wenigstens noch ein Buch dabei sein möge, das mich zum Jahresende hin noch einmal so richtig begeistern kann. Drückt mir gerne die Daumen!

Nun zu euch: Welche Bücher habt ihr denn in den letzten Wochen gelesen und welche Schätze sind neu hinzugekommen? Wie immer würde ich mich über Kommentare und Empfehlungen freuen!

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