Rückblick: Lesemonat Januar 2017
Von einem überraschend guten Start ins neue Lesejahr
Schwupps, ist der erste Monat des Jahres 2017 auch schon wieder vorbei. In meinem letzten Monatsrückblick hatte ich ja die Befürchtung geäußert, dass es im Januar lesetechnisch wahrscheinlich nicht ganz so gut laufen würde wie im Dezember, aber da hatte ich mich wohl falsch eingeschätzt. Jetzt sind es dann doch fünf Bücher (wenn wir es ganz genau nehmen wollen sogar sechs, wenn wir das Theoriebuch, das ich für die Uni gelesen habe, noch gedanklich mit dazurechnen) geworden – definitiv mehr als erwartet! Vielleicht lag es aber auch an den Büchern, die ich mir ausgesucht hatte, denn alle ließen sich relativ flüssig lesen und hatten interessante Themen.
Gelesen im Januar 2017
The Orchard of Lost Souls von Nadifa Mohamed: Die Rezension dazu habe ich ja bereits letzte Woche veröffentlicht und darin ausführlich erläutert, warum ich den Roman ganz gut fand, er mich aber letztendlich nicht komplett überzeugen konnte. Zwar gab es ein paar Stellen, die sich etwas gezogen haben, aber nichts in der Art, dass ich eingeschlafen bin oder gar nicht mehr weiterlesen wollte. Von daher war The Orchard of Lost Souls keine allzu schlechte Wahl als erstes Buch des Jahres.
The Boy in the Striped Pyjamas von John Boyne: Ich möchte hier noch nicht zu viel dazu sagen, da nächste Woche noch eine Rezension zum Buch kommen wird. Es war ja bereits mein zweiter Roman des Autors und so viel kann ich an dieser Stelle sagen: Auch wenn mich dieses Buch nicht derart begeistern konnte wie The Absolutist, möchte ich auf jeden Fall noch weitere Romane von Boyne lesen.
Home and Exile von Chinua Achebe: Dieser Essay sorgte mal wieder für ein bisschen Abwechslung zwischen der ganzen Fiktion und war eines der Lesehighlights dieses Monats. Achebes Roman Things Fall Apart steht schon sehr lange auf meiner Leseliste und leider bin ich noch nicht dazu gekommen, ihn zu lesen, aber Achebe ist mir bereits durch einige Aufsätze bekannt. Ich mag seine scharfsinnige und nicht selten konfrontative Schreibweise und Argumentation ungemein. In Home and Exile schildert er anhand unterhaltsamer Anekdoten aus seinem Leben seine Erfahrungen mit Kolonialismus und Rassismus. Er plädiert in seinem Essay für eine „balance of stories“, die dadurch zustande kommt, indem Völker, die bis jetzt nicht zu Wort gekommen sind, ihr eigenes Narrativ zurückholen und ihre eigene Geschichte schreiben. Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre.
Heart of Darkness von Joseph Conrad: Ein ziemliches Kontrastprogramm zu Chinua Achebe, der in seinem Essay auch Conrads berühmtes Werk erwähnt und kein gutes Haar an ihm lässt. Bei Heart of Darkness handelt es sich um das dritte Buch nach Kim und She auf der Leseliste des Uniseminars zum Thema „Imperialismus“, welches ich dieses Semester besucht habe. Vor einigen Jahren habe ich das Buch schon einmal gelesen – zumindest glaube ich, dass ich es auch fertiggelesen habe –, aber ich konnte mich nur noch an das Gröbste erinnern. Da ich mich damals auch noch nicht so intensiv mit (Post-)Kolonialismus und Afrika auseinandergesetzt hatte, habe ich Conrads Erzählung nun auch anders wahrgenommen. Eine kurzweilige Geschichte, die man in einem Rutsch lesen kann.
Crossbones von Nuruddin Farah: Hierbei handelt es sich um den dritten Teil von Farahs „Past Imperfect“-Trilogie, den man (wie übrigens auch die anderen beiden Teile) aber auch gut lesen kann, ohne die anderen zwei Bücher zu kennen. Nuruddin Farah hatte ich ja bereits in meiner Rezension zu Nadifa Mohameds The Orchard of Lost Souls erwähnt, weil er der bekannteste somalische Schriftsteller ist. Crossbones thematisiert – wie der Titel bereits verrät – das „Piraten“-Problem vor der Küste Somalias, es geht aber zum Beispiel auch um Terrorismus. Neben Achebes Essay hat mir Farahs Roman diesen Monat am besten gefallen, aber die genauen Gründe dafür werdet ihr bald in einer Rezension nachlesen können.
Neuzugänge Januar 2017
Nachdem es in den letzten Monaten so viel Lesenachschub gab, besteht nun erst einmal kein großer Bedarf mehr an neuem Lesestoff. „Neu“ auf den Bücherstapel kam lediglich Folgendes:
Black Hawk Down von Mark Bowden: Die Verfilmung des Buches habe ich vor ein paar Jahren gesehen und da ich mich ja momentan ausgiebig mit Nuruddin Farahs Trilogie über den Somalischen Bürgerkrieg beschäftige, in der er den „Black Hawk Down“-Vorfall und sogar Bowdens Bericht immer wieder erwähnt, wollte ich mir nun auch einmal Bowdens Buch zu Gemüte führen. Leider handelt es sich hierbei um einen ziemlichen Schmöker, deswegen habe ich noch keine Ahnung, wann sich dafür eine zeitliche Lücke finden lassen wird.
Darkest England von Christopher Hope: Nachdem meine Dozentin dieses Buch im Imperialismus-Seminar erwähnt hatte, musste ich es mir sofort in der Bibliothek ausleihen – ich fand die Grundidee des Romans einfach unglaublich spannend. Und zwar dreht Hope hier den Spieß sozusagen einmal um: Darkest Hope ist der Reisebericht eines Südafrikaners, der die „Wildnis Englands“ Englands entdeckt – wenn das mal nicht vielversprechend klingt!
Elefant von Martin Suter (nicht im Bild): Ich bin ein großer Fan von Suter und freue mich jedes Mal auf seine neuen Werke. Leider konnte ich dieses Schätzchen bis jetzt noch nicht selber in den Händen halten (und ablichten), da es in meiner Heimat auf mich wartet und höchstwahrscheinlich auch erst einmal von meiner Mama gelesen wird. Das Thema des Romans klingt sehr interessant und bis jetzt habe ich auch nur Gutes darüber gehört und gelesen, deswegen freue ich mich schon sehr auf die Lektüre!
Nun fällt mir auch gerade auf, dass ich diesen Monat kein einziges Buch auf Deutsch gelesen habe. In dem Fall werde ich mir das mal für den Februar vornehmen – vielleicht kommt ja dann Suters kleiner rosa Elefant zum Einsatz und sonst lächelt mich auch Ich gegen Osborne von Joey Goebel schon eine ganze Weile vom Regal aus an. 🙂
Wie verlief euer Start ins neue Lesejahr? Gab es schon ein paar nennenswerte Highlights? Und durften schon neue Bücher bei euch einziehen? Erzählt es mir wie immer gerne in den Kommentaren!
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Kommentare
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Hallo, das ist wirklich ein beeindruckender Start ins neue Lesejahr! Als ich begonnen habe, Englisch zu lernen, habe ich mir immer vorgenommen, dass jedes 2./3. Buch eines in englischer Sprache sein sollte. Als es dann mit dem Englisch gut klappte, bin ich dazu übergegangen, englische Bücher immer im Original zu lesen. Das führt wirklich manchmal dazu, dass es zwei oder drei hintereinander werden 😉
Mein Start war bescheiden: Ich lese einen Theorietext nach dem anderen (ebenfalls für die Uni) und habe mir dazu noch Michael Hochgeschwenders historische Betrachtung der amerikanischen Revolution vorgenommen. Mit der geht es dann auch gar nicht so recht vorwärts. Wohl zu viel Input im Moment. In der vorlesungsfreien Zeit wird alles besser, dann warten die beiden Romane von Harper Lee auf mich.
Viele Grüße und einen guten Start in den Februar!
PS: Ich habe zufällig gesehen, dass im Deutschen Historischen Museum Berlin eine Ausstellung zum Thema Kolonialismus/Imperialismus stattfindet. Dort bekommt man bestimmt auch noch den einen oder anderen Buchtipp.
Ich danke dir – wie gesagt, ich war ja auch überrascht, dass ich im Januar so viele Bücher geschafft habe. Obwohl die beiden “Büchlein” von Conrad und Achebe ja auch wirklich schnell gelesen waren. Da kann ich es natürlich absolut nachvollziehen, dass man da bei einem Werk wie dem von Hochgschwendner viel langsamer vorankommt. Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass du in der vorlesungsfreien Zeit mehr zum Lesen kommst! 🙂
Deinen Vorsatz, englische Bücher im Original zu lesen, finde ich toll! Da ich ja Englisch studiere, ist’s eigentlich kein Wunder, dass immer viele englische Bücher dabei sind. Bis letzten Oktober habe ich jahrelange eigentlich sogar nur auf Englisch gelesen. Dann habe ich mir quasi deinen Vorsatz andersherum vorgenommen: Dazwischen immer mal wieder ein deutsches Buch lesen. Das hat in den letzten paar Monaten ganz gut geklappt, im Januar leider gar nicht. Für den Februar habe ich mir jetzt aber wieder zwei deutsche Werke vorgenommen.
Auf deinen Bericht über die beiden Romane von Harper Lee bin ich dann mal gespannt! “To Kill a Mockingbird” steht hier auch schon so lange im Regal, aber bis jetzt hat mich da noch nicht so richtig die Lust gepackt.
Danke für den Tipp mit der Ausstellung! Ich hatte davon noch nichts gehört und ich muss sagen, dass sie mich wirklich interessieren würde. Allerdings ist Berlin leider alles andere als um die Ecke von hier und bis Mai ist zeitlich auch kein Kurztrip drin. Schade, aber zum Glück gibt’s ja immer noch genug Lesematerial zum Thema. 🙂
Ganz liebe Grüße und dir auf jeden Fall auch einen guten Start in den neuen Monat!
Liebe Elena,
“Home and Exile” klingt total interessant. Also ab damit auf die Wunschliste 🙂
“Black Hawk Down” habe ich auch vor einiger Zeit mal als Film gesehen. Ich glaub ich fand den Film auch gar nicht so schlecht, so viel weiß ich aber auch nicht davon. Ich bin gespannt auf deine Meinung zum Buch.
Mein Start ins neue Lesejahr war sehr gut. Ich habe wesentlich mehr gelesen, als in den Monaten davor und auch mit der Auswahl meiner Bücher war ich sehr zufrieden.
Liebe Grüße
Julia
Liebe Julia,
“Home and Exile” ist eine sehr gute Investition! Es ist zwar wirklich kein dickes Buch, aber hier würde ich sagen, dass Qualität eindeutig über Quantität geht. 😉
Bei mir ist es bestimmt schon 5 Jahre oder mehr her, dass ich den Film gesehen habe. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich teilweise gar nicht hinschauen konnte. Die Verfilmung wurde ja aber auch schon mehrfach für die spezifische Perspektive kritisiert, die Buchvorlage soll da wohl etwas facettenreicher sein. Mich interessiert der Roman aber zugegebenermaßen vor allem wegen der Parallelen zu Farahs Roman “Links”.
Das freut mich sehr, dass es bei dir lesetechnisch gerade so gut läuft, so soll’s doch sein! 🙂
Viele Grüße,
Elena