Rezension: “Für Polina” von Takis Würger

Modernes Märchen voller Musik und Magie

Vor knapp acht Jahren betrat Takis Würger mit seinem Debüt Der Club die deutschsprachige Literaturszene fulminant und mit großer Beachtung – und eroberte mit seinem Erstling auch mein Herz im Sturm. Nachdem sich der Autor literarisch zwischenzeitlich an eher historischen und biografischen Themen (den ein oder anderen Wirbel darum inklusive) sowie zuletzt gesellschaftskritischen Geschichten mit Krimipotenzial ausprobiert hatte, kehrt er mit seinem neuesten Werk Für Polina nun wieder zu seinen Anfängen und in vertraute Gefilde zurück und stellt darin sein außergewöhnliches Können eindrücklich unter Beweis. Mit dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte, die deutliche märchenhafte Züge aufweist und auch sonst in vielen Punkten an Der Club erinnert, gleichzeitig jedoch wie eine erwachsenere, gereiftere Version des Debüts daherkommt, ist Würger zweifellos der nächste große Wurf gelungen.

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Bericht: Lesung von Takis Würger am 13. März 2019 in Markdorf

Geschlagen, aber nicht besiegt: Takis Würger geht mit Charme, Witz und Aufrichtigkeit in die Offensive

„Ein Ärgernis, eine Beleidigung, ein Vergehen“, „Gräuel im Kinderbuchstil“ oder „Schund, der nicht mal als Parodie durchginge“: Diese heftigen und etliche ähnlich ungnädige Kritiken vonseiten des Feuilletons brachen nach dem Erscheinen seines neuen Romans Stella über dem Schriftsteller und Journalisten Takis Würger mit einer beispiellosen Wucht herein. Auch ich hatte zugegebenermaßen das ein oder andere kleine Problemchen mit dem Buch, habe die um Stella entfachte Literatur-Debatte in den vergangenen Monaten allerdings oft kopfschüttelnd und teilweise auch fassungslos verfolgt, da ich vor allem die Schärfe der Kritik als größtenteils völlig überzogen empfunden habe. Um den Roman und die verschiedenen Meinungen dazu etwas besser zu verstehen, habe ich am vergangenen Mittwoch die Lesung von Takis Würger in der Buchhandlung RavensBuch in Markdorf besucht – und fast genau zwei Jahre nach seiner Lesung in Ravensburg einen erneut durchweg sympathischen, mittlerweile jedoch spürbar abgeklärteren, reflektierteren und in sich ruhenden jungen Schriftsteller angetroffen, der durch seine bisherigen Erfahrungen gewachsen ist.

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Rückblick: Lesemonate Januar und Februar 2019

Ein ziemlich guter Start ins neue Lesejahr

Gerade eben habe ich noch den Rückblick zum vergangenen Lesejahr geschrieben und mich ein bisschen über die für mich etwas dürftige Bilanz beklagt, da sind auch schon wieder die ersten zwei Monate des neuen Lesejahrs vergangen und lassen mich recht zufrieden zurück. Vielleicht ist es ja ab und zu doch einmal ganz hilfreich, sich ein bisschen über Dinge zu beschweren, die nicht so gut laufen? Woran es letztendlich auch lag: Scheinbar mit dem Schwung vom Jahresende ging es für mich im Januar und Februar mit der Buchauswahl ähnlich gut weiter wie im November und Dezember. Bei insgesamt sieben gelesenen Büchern war zum Glück kein einziger Ausreißer nach unten dabei, drei waren mittelmäßig, zwei haben mich sehr begeistert und einige habe ich im 4-Punkte-Bereich angesiedelt, d.h. sie waren für mich qualitativ auch über dem Durchschnitt und haben mir gut gefallen. Überrascht war ich auch, dass es im Februar doch noch vier gelesene Bücher wurden (und damit im Januar drei), denn in den letzten Wochen hatte ich wieder einmal eine Netflix-Phase und habe eine Serie nach der anderen „durchgesuchtet“, sodass das Lesen für eine Weile etwas kürzer gekommen ist. Aber gerade der Februar war es dann auch, der die beiden ersten Lesehighlights des Jahres hervorbrachte. Welche das waren? Erst einmal der Reihe nach:

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Rückblick: A Year in Books 2017

Lesestatistiken und Tops und Flops 2017

Übermorgen beginnt schon das neue Jahr, das bedeutet, dass es wieder an der Zeit ist für meinen jährlichen (literarischen) „Rundumschlag“, auf den ich mich wirklich gefreut habe, da ich mir schon eine ganze Weile Gedanken darüber gemacht und Teile dieses Beitrags schon vor Wochen im Kopf formuliert habe. Denn mein allgemeiner Eindruck von diesem Lesejahr und bestimmte Tendenzen diesbezüglich haben sich bereits in den letzten Monaten abgezeichnet und mir gehörig zu denken gegeben. Denn auch wenn ich in diesem Jahr sogar noch ein paar mehr Bücher gelesen habe als letztes Jahr (aktueller Stand: 56 im Vergleich zu 51 gelesenen Büchern in 2016) und ich wieder zweimal mein Leseziel auf Goodreads höher setzen musste/konnte, bin ich in diesem Jahr ganz allgemein nicht ganz so zufrieden, was die Qualität der gelesenen Bücher angeht. Das zeigt sich schon allein daran, dass ich 2016 mühelos eine recht ansehnliche Zahl an Lesehighlights aufzählen konnte bzw. hätte können, während es in diesem Jahr (gefühlt) fast mehr Flops als Tops gab – zumindest dominierte bei mir (gerade in den letzten Monaten) das frustrierende Gefühl, bei der Lektüreauswahl eher danebengegriffen und (mal wieder) eine Niete anstatt eines Gewinns erwischt zu haben. Da drängte sich mir in letzter Zeit dann doch immer stärker die Frage auf, woran das liegen könnte. 

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Rezension: “Der Club” von Takis Würger

Weiche Schale, harter Kern

Insgeheim habe ich immer davon geträumt, an einer der Unis in „Oxbridge“ zu studieren. Jetzt vielleicht nicht mehr so sehr. Schuld daran trägt bzw. zu danken ist Takis Würger. In seinem Debutroman Der Club gewährt dieser nämlich einen gründlichen, ja fast schon an die Grenzen der Zumutbarkeit stoßenden Blick hinter die Fassaden der altehrwürdigen Gemäuer der Cambridge University und gleichzeitig tief hinunter in die menschlichen Abgründe. Damit liefert Würger zwar eine erschütternde Geschichte, lässt seine Leser aber nicht, wie eventuell vermutet, hart auf dem Boden aufkommen, sondern bettet sie überraschend weich. Überhaupt bricht der Roman mit sämtlichen Erwartungen, die man an ihn heranträgt, und überrascht damit auf ganzer Linie.

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