Rückblick: Lesemonate Januar und Februar 2019
Ein ziemlich guter Start ins neue Lesejahr
Gerade eben habe ich noch den Rückblick zum vergangenen Lesejahr geschrieben und mich ein bisschen über die für mich etwas dürftige Bilanz beklagt, da sind auch schon wieder die ersten zwei Monate des neuen Lesejahrs vergangen und lassen mich recht zufrieden zurück. Vielleicht ist es ja ab und zu doch einmal ganz hilfreich, sich ein bisschen über Dinge zu beschweren, die nicht so gut laufen? Woran es letztendlich auch lag: Scheinbar mit dem Schwung vom Jahresende ging es für mich im Januar und Februar mit der Buchauswahl ähnlich gut weiter wie im November und Dezember. Bei insgesamt sieben gelesenen Büchern war zum Glück kein einziger Ausreißer nach unten dabei, drei waren mittelmäßig, zwei haben mich sehr begeistert und einige habe ich im 4-Punkte-Bereich angesiedelt, d.h. sie waren für mich qualitativ auch über dem Durchschnitt und haben mir gut gefallen. Überrascht war ich auch, dass es im Februar doch noch vier gelesene Bücher wurden (und damit im Januar drei), denn in den letzten Wochen hatte ich wieder einmal eine Netflix-Phase und habe eine Serie nach der anderen „durchgesuchtet“, sodass das Lesen für eine Weile etwas kürzer gekommen ist. Aber gerade der Februar war es dann auch, der die beiden ersten Lesehighlights des Jahres hervorbrachte. Welche das waren? Erst einmal der Reihe nach:
Gelesen im Januar und Februar 2019
Für die erste Lektüre im neuen Jahr habe ich eines der Bücher ausgewählt, die ich von meinem Edinburghtrip im Dezember mitgebracht hatte: The Immortalists von Chloe Benjamin. Ich war neugierig, ob der Hype um das Buch wirklich gerechtfertigt war. Da meine Mama das Buch parallel auf Deutsch gelesen hat, konnten wir uns beim Lesen miteinander austauschen, was ich sehr cool fand, auch wenn sie mich Leseschnecke letztendlich doch abgehängt hat. 😀 Vor allem das erste Kapitel und die Geschichte von Simon haben mir gut gefallen, mit der Zeit nahm mein Interesse aber immer mehr ab und gerade das in meinen Augen etwas seltsame Ende hat mich nicht so richtig zufriedengestellt. Insgesamt hat mir der Roman trotz der Schwächen aber ganz gut gefallen.
Das Klassikercamp, das im Januar auf Instagram lief, nahm ich dann zum Anlass, mich (endlich!) Chinua Achebes Klassiker Things Fall Apart zu widmen – ein Buch, das schon viel zu lange in meinem Bücherregal steht und das ich mit meinem Studienhintergrund und meinen Interessen eigentlich schon längst einmal hätte lesen sollen. Schon während der Schulzeit und gerade während des Studiums, aber auch danach war ich schon mit diversen Kurzgeschichten und Essays des berühmten nigerianischen Autors in Berührung gekommen und jedes Mal tief beeindruckt, doch mit seinem wohl bekanntesten Werk konnte er mich nicht vollends überzeugen: Den ersten Teil des Romans habe ich als recht zäh empfunden, erst im zweiten Teil kam Fahrt auf und es wurden die Themen behandelt, die ich von Achebe erwartet hatte. Vielleicht lese ich irgendwann noch die Romanfortsetzung(en), aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir Achebes Essays und Kurzgeschichten mehr liegen.
Natürlich habe ich im Januar auch die Debatte um Takis Würgers umstrittenen neuen Roman Stella verfolgt und das Buch ebenfalls gelesen. Ich habe mir lange überlegt, ob ich eine ausführliche Rezension schreiben soll, aber zum einen wurde schon so viel dazu gesagt und geschrieben und zum anderen fühle ich mich vor dem Hintergrund der Debatte, in der es um viel größere Fragen ging, mit meinen Problemen, die ich mit dem Roman hatte, fast schon etwas lächerlich – denn was mich an Stella vor allem störte, war die Tatsache, dass es sich hier um eine ziemlich dürftige Liebesgeschichte mit platten Charakteren handelte und ich etwas ganz anderes erwartet hatte, vor allem im Vergleich mit Würgers grandiosen Debütroman Der Club. Auch wenn mich Stella nicht überzeugen konnte – oder vielleicht mitunter auch gerade deswegen? –, bin ich schon gespannt auf die Lesung nächste Woche bei RavensBuch. In diesem Zusammenhang werde ich hier also sehr wahrscheinlich noch ein paar mehr Worte zum „Fall Stella“ verlieren.
Im Februar habe ich mir dann zunächst ein Buch vorgenommen, das ich bereits im vergangenen November begonnen und zwischenzeitlich wieder pausiert hatte. Damals hatte ich Der nasse Fisch von Volker Kutscher als Buddy Read mit einer Freundin begonnen, die dann zwischenzeitlich keine Zeit mehr dafür hatte. Im neuen Jahr haben wir das Projekt dann wiederaufgenommen, wobei ich dann jedoch viel schneller fertig war als sie. Das lag weniger daran, dass ich den Krimi besonders spannend fand, sondern eher, weil ich es „hinter mich bringen“ und etwas Neues lesen wollte. Das klingt jetzt, als hätte ich das Buch schrecklich gefunden – das war nicht der Fall! Aber es hat mich nun eben auch nicht vom Hocker gerissen, vor allem sprachlich nicht. Interessant war jedoch der Vergleich zwischen der Buchvorlage und der Serie „Babylon Berlin“. Letztere werde ich, wenn die neue Staffel dann mal erscheint, auch definitiv weiterschauen, die Buchreihe werde ich vermutlich nicht fortsetzen.
Nach dem Krimi musste dann etwas Humorvolleres her und da bot sich Junger Mann von Wolf Haas an. Eigentlich hatte ich keine speziellen Erwartungen an das Buch und wollte mich einfach überraschen lassen – und die Überraschung ist Haas definitiv gelungen, denn sein neuester Roman war für mich das reinste Lesevergnügen. Mir hat Haas‘ Schreibstil auf Anhieb gefallen und schnell war ich vollkommen in diese anrührende, aber doch unterhaltsame Geschichte vertieft. Auch der Humor hat genau meinen Geschmack getroffen. Jetzt möchte ich unbedingt mehr von dem österreichischen Autor lesen.
Nach dem kurzweiligen Vergnügen mit Haas sollte es mit Why I’m No Longer Talking to White People about Race von Reni Eddo-Lodge wieder etwas ernster zugehen, denn schließlich hatte ich mir für das Lesejahr 2019 auch vorgenommen, wieder mehr Sachbücher zu lesen. Eddo-Logdges Manifest stand schon lange auf meiner Leseliste, da ich mich ja schon seit Studienzeiten mit dem Thema auseinandersetze. Und wahrscheinlich ist das auch der Grund, wieso das Buch bei mir nicht den „Wow“-Effekt ausgelöst hat, den ich erwartet hatte: Einiges, vor allem der historische Teil, kam mir vor allem vor dem Hintergrund meines Bachelorarbeitsthemas schon recht bekannt vor. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gerne gelesen und Eddo-Lodges pointierten Schreibstil sehr genossen – und natürlich hat sich mir dank der Lektüre die eine oder andere neue Perspektive erschlossen, besonders im Kapitel „The Feminism Question“. Abgesehen davon ist die Thematik auch sehr wichtig und ich finde es toll, dass sie Reni Eddo-Lodge ihren LeserInnen so intelligent und zugänglich vermittelt.
Die Art und Weise, wie ich zu Novecento: Die Legende vom Ozeanpianisten von Alessandro Baricco gekommen bin, mutet fast schon schicksalhaft an: Eines schönen Februarmorgens bin ich aus dem Bus gestiegen und da ist mir das kleine Büchlein sozusagen fast vor die Füße gefallen. Es war eines von einer Handvoll Büchern, die auf der Straße in einem Karton zum Verschenken lagen, und da ich schon lange etwas von Baricco lesen wollte, musste ich nicht lange überlegen und griff zu. Das Buch begleitete mich daraufhin zwei Tage lang in der Handtasche und war nach drei Busfahrten und einer Mittagspause auch schon gelesen – nicht nur, weil es mit etwas über 80 Seiten nicht sonderlich umfangreich ist, sondern auch, weil die Geschichte einfach unheimlich schön ist. Als ich das Buch morgens im Bus zur Arbeit beendet habe, wären mir beim Ende der Geschichte fast die Tränen gekommen – und das muss man erstmal schaffen, denn derart emotional hat mich schon lange kein Buch mehr gestimmt.
Neuzugänge im Januar und Februar 2019
Neben den bereits erwähnten (und gelesenen) Titeln Junger Mann, Stella und Novecento durften in den letzten acht Wochen noch ein paar andere Romane in mein Bücherregal einziehen, darunter auch zwei ganz aktuelle Neuerscheinungen.
Zusammen mit dem neuen Roman von Haas wanderte bei einem Ausflug zu meiner Lieblingsbuchhandlung RavensBuch noch ein weiteres Buch in die Einkaufstasche: Den Himmel stürmen von Paolo Giordano, welches mir von einer lieben Bookstagrammerin mit ähnlichem Buchgeschmack empfohlen wurde. Sie hat mich mit ihrer Schwärmerei so angesteckt, dass ich jetzt ganz gespannt bin. Und falls das Buch doch nichts für mich sein sollte, dann gefällt es vielleicht meiner Mama, die auch schon ein Auge darauf geworfen hat. 😀
Im Februar habe ich außerdem mal wieder ausgiebig im hiesigen English Bookshop gestöbert und bin dabei auf Taduno’s Song von Odafe Atogun gestoßen. Mir sagten weder der Titel noch der Autor etwas, aber beim Klappentext hat mein Herz gleich höhergeschlagen, da afrikanische Literatur ja einen besonderen Platz in meinem Herzen hat und ich mich deshalb immer über Neuentdeckungen in dem Bereich freue.
Auch meine Diogenessammlung hat in den letzten Wochen wieder Zuwachs bekommen, denn Ende Februar sind mit Die Liebe im Ernstfall von Daniela Krien und Irgendwann wird es gut von Joey Goebel gleich zwei Romane erschienen, die ich mit Spannung erwartet hatte. Zugegeben, im Fall von Krien haben erst ein paar positive Kritiken den Ausschlag zum Kauf gegeben, denn bei Büchern, die im Titel das Wort „Liebe“ tragen, bin immer erst einmal skeptisch, aber jetzt bin ich schon sehr auf das Buch gespannt. Dass ich mir den neuen Goebel sofort zulegen würde müsse, das war hingegen schon klar, als ich auf der Frankfurter Buchmesse davon erfahren hatte. Ich gegen Osborne hatte mich zwar nicht vollends überzeugt, sein genialer Roman Vincent dafür umso mehr. Und Goebels neue Kurzgeschichtensammlung klingt schon sehr vielversprechend – nicht nur, aber vielleicht auch ein kleines bisschen wegen Benedict Wells‘ Lobeshymne auf das Buch auf seiner Facebookseite.
Da ich, wie man gesehen hat, auch schon wieder drei der neu eingezogenen Bücher gelesen habe (und heute ein weiteres davon beginnen werde), wächst mein Stapel ungelesener Bücher zumindest aktuell auch nicht ins Unermessliche. Und wenn es in den kommenden Wochen auch ähnlich erfolgreich – und vor allem auch zufriedenstellend – weitergeht, dann bin ich sowieso guter Dinge. Ich bin gespannt und freue mich auf die hoffentlich großartigen Bücher, die der Frühling für mich bereithält. Auch euch einen guten Start in den Lesefrühling! 🙂
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Kommentare
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Huhu, wir kennen uns von Instagram, ich hab endlich mal den Weg zu deinem Blog gefunden 😉 “Things Fall Apart” will ich auch unbedingt lesen, ich hoffe, mich kann es mehr überzeugen. Von Wolf Haas will ich auch schon ewig was lesen, ich habe mal eine Lesung auf der Buchmesse mitbekommen und der Humor hat mir sehr gefallen. Schönen Sonntag!
Liebe Anette,
wie schön, dass du hier gelandet bist! 🙂
Falls du “Things Fall Apart” mal liest, dann wäre ich sehr gespannt auf deine Meinung und hoffe natürlich, dass es dich ein bisschen mehr begeistert. Ich habe bei mir hier einfach die Vermutung, dass meine Erwartungen vielleicht ein bisschen zu groß waren, nachdem ich Achebes Essays eben so genial finde.
Und hast du Wolf Haas zufällig auch auf der letzten Frankfurter Buchmesse gesehen? Ich bin da zufällig an der ARD-Bühne vorbeigelaufen und bin dann kurzum dort geblieben, weil ich den Herrn so sympathisch und witzig fand – das war auch ein Grund, warum ich “Junger Mann” unbedingt lesen wollte. 🙂
Viele Grüße und dir auch noch einen schönen Sonntag
Elena