Rezension: “The Orchard of Lost Souls” von Nadifa Mohamed

Konflikt und Überleben: Somalia am Vorabend des Bürgerkriegs

The Orchard of Lost Souls, der zweite Roman von Nadifa Mohamed, einer jungen britischen Autorin mit somalischen Wurzeln, klang von Anfang an sehr vielversprechend für mich. Im Rahmen meines Studiums beschäftige ich mich nämlich seit ein paar Jahren mit dem Konflikt in Somalia. Mit den Werken eines der berühmtesten Söhne dieses Landes, dem Schriftsteller Nuruddin Farah, bin ich mittlerweile bestens vertraut und obwohl dieser dem Schicksal somalischer Frauen bereits außergewöhnlich viel Bedeutung beimisst, schlägt Mohamed mit ihrer Romanidee einen völlig anderen Weg ein: Anhand des Schicksals dreier Frauen unterschiedlicher Generationen schildert sie Somalias tragischen Niedergang in die zivilen Unruhen, die seither anhalten.

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Rezension: “Der Trafikant” von Robert Seethaler

Zeiten des Umbruchs

Nachdem mir Ein ganzes Leben vor zwei Monaten so unerwartet gut gefallen und mich vor allem Robert Seethalers absolut einmaliger Schreibstil restlos begeistern konnte, wollte ich nicht lange mit der Lektüre eines weiteren Werks des österreichischen Autors warten. Die Biene und der Kurt steht zwar bereits im Regal, aber Der Trafikant hat mich thematisch gerade ein bisschen mehr angelacht. Ich nahm das Buch auf eine Zugreise mit und habe währenddessen circa die Hälfte des Romans verschlungen. Blitzschnell vermochte es Seethaler, mich in den Bann zu ziehen.

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Rezension: “Lichterloh” (Diogenes-Anthologie)

Eine literarische Bescherung für die Weihnachts- und langen Wintertage

Im Rahmen von Sarahs toller Adventsverlosung habe ich im Dezember die Lichterloh-Anthologie vom Diogenes Verlag gewonnen und diese zu meinem Lesevergnügen während der Feiertage auserkoren. Auch wenn die Weihnachtstage mittlerweile schon vorbei sind, steht der Weihnachtsbaum zumindest bei uns noch bis zum morgigen Dreikönigstag, weswegen es also noch nicht zu spät für diese Rezension sein dürfte. Abgesehen davon kommt Weihnachten ja auch alle Jahre wieder (und da ist es für Geschenkideen eh nie zu früh!) und außerdem eignet sich Lichterloh trotz seines Themenschwerpunkts auch, wie ich finde, wunderbar als Winterlektüre.

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Rezension: “Vincent” von Joey Goebel

Der Preis hoher Kunst

Ich habe es schon lange aufgegeben, Radio zu hören. Von der größtenteils immer gleichen Dosenmusik von David Guetta, Rihanna und Konsorten bluten mir die Ohren. Auch ins Kino gehe ich nur noch sehr selten, vielleicht noch zwei oder drei Mal im Jahr, Tendenz eher abnehmend. Hier scheint mir langsam (mit wenigen Ausnahmen) genauso alles immer mehr zu demselben Einheitsbrei zu werden. Kein Wunder also, dass mir die Grundidee hinter der ausgeklügelten Strategie des Unternehmens „New Renaissance“, wie sie in Joey Goebels Roman Vincent beschrieben wird, zunächst zusagte. Denn Ziel der Firma ist es, die (amerikanische) Kultur zu verbessern bzw. von Grund auf zu reformieren. Eigentlich ein löblicher Kerngedanke. Der einzige Haken daran: Die Umsetzung. Um zu garantieren, dass die Quelle an großen Musikhits und kreativen Drehbüchern für Film und Fernsehen möglichst nie versiegt, sorgt das Unternehmen dafür, dass seine Schützlinge, die Künstler, durch Leiderfahrungen kreativ bleiben. Ein eigens dafür ausgewählter „Manager“ hat daher die Aufgabe, den jeweiligen Künstler auf Schritt und Tritt zu begleiten, sein Leben zu manipulieren und ihm dann und wann der Inspiration wegen physischen oder psychischen Schmerz zuzufügen.

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Rezension: “Song for Night” von Chris Abani

Über das Grauen des Krieges und die Momente von Menschlichkeit im Krieg

Dem ein oder anderen Leser meines Blogs dürfte es vielleicht schon aufgefallen sein: Ich beschäftige mich viel und intensiv mit Kriegsliteratur, vor allem den Ersten Weltkrieg, aber auch Konflikte in Afrika und den globalen Terrorismus betreffend. Bei meinen Recherchen bin ich vor etlichen Monaten auch einmal auf Goodreads über den nigerianischen Autoren, Dichter und Literaturprofessoren Chris Abani gestolpert. Sein Gedichtband Hands Washing Water und seine Novelle Song for Night haben mich thematisch sofort angesprochen, letzteres Werk habe ich bald darauf auch besorgt. Vor ein paar Monaten packte ich das Büchlein dann spontan als Lektüre für einen Friseurbesuch ein – eine, wie ich dann schnell bemerkte, völlig hirnrissige Aktion, da dieses Buch ganz und gar nicht dafür gemacht ist, als leichte Kost mal eben so nebenbei verschlungen zu werden. Ich legte Abanis Werk wieder beiseite und zog es nun erst wieder vor ein paar Tagen aus dem Regal. Aufgrund seines eher geringen Umfangs und der nicht allzu vollbedruckten Seiten hatte ich die Novelle zwar auch innerhalb eines Tages gelesen, aber eben in vollkommener Stille und in einer Umgebung, in der sich die Geschichte und Abanis wunderschöne Sprache auch angemessen entfalten und wirken konnten.

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