Rückblick: Lesemonate November und Dezember 2018
Mit zehn Büchern in den Jahresendspurt
Zum Jahresanfang will man mit dem alten Jahr bekanntlich schnell abschließen, deswegen versuche ich, es mit dem Rückblick auf die beiden Lesemonate November und Dezember möglichst kurz und schmerzlos zu machen – zumal der gesamte Jahresrückblick 2018 ebenfalls noch bald folgen wird. Im Großen und Ganzen lief es in den letzten beiden Monaten jedenfalls gar nicht so schlecht und mit insgesamt zehn gelesenen Büchern – davon vier im November und sechs im Dezember – kann ich mich auch wirklich nicht beklagen, denke ich. Auch was die Qualität der gelesenen Bücher angeht, lief es im letzten Jahr schon deutlich schlechter: Unter den zehn Büchern war nur eines dabei, das ich überhaupt nicht mochte, ein paar waren mittelmäßig, die Hälfte habe ich jedoch mit vier Sternen bewertet und sogar ein letztes Jahreshighlight wurde mir noch recht überraschend beschert – alles in allem also zwei recht gute Lesemonate. Hier nun die gelesenen Bücher im Einzelnen:
Gelesen im November und Dezember 2018
Im November 2018 war es endlich soweit: Ich habe mit The Cider House Rules (dt. Gottes Werk und Teufels Beitrag) den ersten Irving meines Lebens gelesen! John Irving ist ja schon lange im Geschäft und mein Lieblingsautor Benedict Wells schwärmt ja schon lange von den Werken wiederum seines Lieblingsautors, aber irgendwie hatten mich die etwas seltsam anmutenden Titel und zugegebenermaßen auch die Dicke der Romane bisher abgeschreckt. Nun habe ich mich aber dann doch einmal dafür bereit gefühlt und was soll ich sagen? Es war ein ganz besonderes Leseerlebnis! Es hat zwar ein bisschen gedauert, bis ich mit der Geschichte warmgeworden bin, aber dann hat mich der Sog komplett gepackt und die liebevoll beschriebenen und unvergesslichen Charaktere sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich kann meinen nächsten Irving jetzt schon kaum erwarten!
Da Ende November ja auch die Lesung von Melanie Raabe anstand, wollte ich darauf diesmal perfekt vorbereitet sein und hatte mir deshalb vorgenommen, vor ihrem aktuellen Roman auch noch ihren letzten Thriller Die Wahrheit zu lesen. Die Auflösung der Geschichte habe ich zwar deutlich unspektakulärer empfunden, als erwartet, aber insgesamt hat mir der Roman recht gut gefallen, vor allem wegen Melanie Raabes atmosphärischer Sprache.
Mit ihrem neuen Thriller Der Schatten hat mich Melanie Raabe dann aber vollends begeistert. Fiel mir der Zugang zu ihren beiden anderen Protagonistinnen Linda und Sarah eher schwer, war mir Norah Richter auf Anhieb sehr nah und sympathisch. Das hat natürlich dazu beigetragen, dass mich die Geschichte noch etwas mehr packte als die vorherigen, aber auch sonst empfand ich sie als noch etwas spannender und vor allem die Wendungen noch einmal überraschender. Damit habe ich dieser talentierten Autorin mein letztes Lesehighlight im Jahr 2018 zu verdanken.
Auf den Bücherstapel des Monats November habe ich zu guter Letzt dann auch noch ein kleines Büchlein von Literaturnobelpreisträger José Saramago gepackt, das meine Arbeitskollegin von ihrem Porto-Trip mitgebracht und mir kurzerhand ausgeliehen hatte. Hinter Die Geschichte von der unbekannten Insel verbirgt sich ein modernes Märchen, das ganz schön und kurzweilig zu lesen war.
Für den letzten Lesemonat des Jahres 2018 hatte ich mir dann zunächst vorgenommen, Daphne du Mauriers Kurzgeschichtenband Don’t Look Now and Other Stories, den ich bereits im Sommer begonnen hatte, fertigzulesen. Ich bin ja eine große Bewunderin von du Maurier und mochte ihre Romane Rebecca und Jamaica Inn sehr gerne, doch mit ihren Kurzgeschichten konnte sie mich nicht komplett überzeugen: Während mir die Titelgeschichte sowie „Not After Midnight“ noch gut gefallen haben, nahm meine Begeisterung beim Lesen der darauffolgenden drei Kurzgeschichten immer mehr ab (vor allem „The Way of the Cross“ hat mich ziemlich gelangweilt) – auch, weil hier die für du Maurier sonst so typischen subtilen Gruselelemente nur sehr spärlich oder gar nicht vorkamen. Daher war der Kurzgeschichtenband insgesamt eher eine Enttäuschung, auf die anderen Werke von du Maurier, die noch in meinem Bücherregal stehen, freue ich mich dennoch.
Mitte Dezember hatte ich dann das Bedürfnis, mich ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu versetzen, und habe deswegen die vom Fischer Verlag herausgegebene Anthologie Weihnachten mit Johann Wolfgang Goethe gelesen, die bis dato bestimmt auch schon seit zwei Jahren in meinem Bücherregal gestanden hatte. Meine Vorfreude war groß, da ich ja eine große Goethe-Liebhaberin bin, aber so richtig begeistert hat mich das Buch nicht – abgesehen von den Auszügen aus Die Leiden des jungen Werther, die mich immer noch jedes Mal tief berühren.
Ganz frisch im Dezember eingezogen und (fast) direkt gelesen: The Silence of the Girls von Pat Barker. Bei dem Roman handelt es sich um eine Nacherzählung von Homers Ilias aus der Sicht weiblicher Figuren. Seit jeher fasziniert von der Geschichte um den Fall von Troja und außerdem seit ihrer großartigen Regeneration-Trilogie auch von Pat Barker, musste ich dieses Buch unbedingt sofort haben und lesen. Es hat mich zwar nicht – wie erwartet – komplett mitgerissen, hat aber dennoch mehr Stärken als Schwächen, und so würde ich den Roman durchaus jedem empfehlen, der den trojanischen Krieg einmal aus einer anderen Perspektive erleben möchte.
Durch die Vorweihnachtszeit hat mich außerdem ein ganz besonderes Büchlein aus dem Hause Dumont begleitet: Der magische Adventskalender von Jan Brandt mit Illustrationen von Daniel Faller. Da ich sonst nicht in dem Genre lesen, hatte das Buch zunächst einen schweren Stand bei mir, aber alles in allem war die Geschichte ganz unterhaltsam – wenn auch nicht weltbewegend – und es war ganz nett, jeden Tag ein Kapitel daraus zu lesen, wobei es für mich die schönen Illustrationen fast noch ein bisschen mehr herausgerissen haben als der Text.
Sehr enttäuscht war ich hingegen von Rebecca Wests Return of the Soldier, welches auch schon ein längeres ungelesenes Dasein in meinem Bücherregal gefristet hatte und welches ich nun doch endlich lesen wollte, da es auch als ein Klassiker der Weltkriegsliteratur gilt. Allerdings hatte ich etwas komplett anderes erwartet, als diese unfassbar langweilige Geschichte über vier völlig unsympathische und vor allem absolut ungreifbare Persönlichkeiten, in welcher der Erste Weltkrieg die kleinste Rolle spielt und stattdessen belangloses Gejammere und ausufernde Gartenbeschreibungen die Überhand nehmen. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch kein langweiligeres Buch gelesen. Mir sind beim Lesen mehr als einmal die Augen zugefallen. Zum Glück waren es nur um die hundert Seiten, weshalb die Zeitverschwendung in diesem Fall immerhin noch halbwegs zu verkraften ist.
Nach diesem Reinfall habe ich beschlossen, bei der Wahl meiner letzten Lektüre im Jahr 2018 auf Nummer sicher zu gehen und einen Roman eines Autors zu lesen, auf den für gewöhnlich Verlass ist. Am Ende ist es Der Koch von Martin Suter gelesen und das war eine gute Entscheidung. Solide wie immer sorgt Suter hier mit einer gewitzten Geschichte für beste Unterhaltung. Auch wenn es im Vergleich vielleicht nicht Suters allerbester Roman ist, so habe ich Der Koch doch gerne gelesen.
Neuzugänge im November und Dezember 2018
Advents(-kalender)verlosungen, Besuche in Edinburgher Buchläden und natürlich Weihnachten sei Dank gab es bei der für mich doch recht hohen Leserate auch wieder genügend Nachschub, sodass ich keine Angst haben muss, dass mir der Lesestoff ausgehen könnte.
So erreichte mich in den letzten Wochen des Jahres 2018 nicht nur das bereits erwähnte Adventsbuch Der magische Adventskalender sehr überraschend, sondern auch das Reclambüchlein Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller, das ich bei einer Adventskalenderverlosung auf Instagram gewonnen hatte, sowie Löwen wecken von Ayelet Gundar-Goshen als Wichtelgeschenk. Vor allem auf Letzteres bin ich sehr gespannt, da es sehr spannend klingt und ich hoffe, dass die Autorin mich damit mehr begeistern kann als mit ihrem aktuellen Roman Lügnerin.
Für meinen Trip nach Edinburgh Anfang Dezember hatte ich mir auch vorgenommen, in ein paar hiesigen Buchläden zu stöbern, und für die buchigen Mitbringsel hatte ich im Koffer sogar schon ein bisschen Platz reserviert. Am Ende durften dann zwar mehr Bücher als ursprünglich geplant mit mir die Heimreise antreten, aber zum Glück reist mein Freund eh immer mit weniger Gepäck als ich, hihi. Mitgekommen sind neben Pat Barkers The Silence of the Girls noch The Sixteen Trees of the Somme von Lars Mytting (wieder Zuwachs für meine Weltkriegsbüchersammlung, yay!), The Immortalists von Chloe Benjamin (ich habe so viel Gutes darüber gehört/gelesen und war deswegen neugierig), A Prayer for Owen Meany von John Irving (wohl mein nächster Irving und ich kann es kaum erwarten!) sowie ein kleines Büchlein mit britischen Gedichten aus dem Ersten Weltkrieg (natürlich musste das mit, da führte kein Weg dran vorbei).
Mit diesem schottischen Büchereinkauf habe ich mir auch selbst schon ein paar Weihnachtswünsche erfüllt, sodass unter dem Weihnachtsbaum diesmal auch nicht ganz so viele Bücher wie die letzten Jahre lagen. Gewünscht hatte ich mir somit lediglich noch Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers von Stefan Zweig, Circe von Madeline Miller (darauf freue ich mich schon sehr, da The Song of Achilles zu meinen liebsten Büchern aller Zeiten zählt), Warlight von Michael Ondaatje, das auch schon länger auf meiner Leseliste stand, und Life in Technicolor: A Celebration of Coldplay – ein kürzlich erschienenes Buch, das man als riesengroßer Fan der Band natürlich unbedingt besitzen muss, ist ja klar. 😉
Und da waren die letzten beiden Lesemonate im Jahr 2018 auch vorbei. Wer die anderen fünf Leserückblicke aufmerksam gelesen hat, der kann vielleicht schon erahnen, welche Bücher zu meinen Tops und Flops des vergangenen Jahres zählen – für alle anderen Neugierigen (oder Vergesslichen 😉 ) folgt der Leserückblick 2018 aber demnächst, versprochen. Bis dahin: Startet gut in ein hoffentlich bücherreiches Jahr 2019!
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Kommentare
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Da war dein Endspurt ja noch recht erfolgreich =) Martin Suter, hach! Ich lese gerade sein neuestes Buch und in diesem Jahr werden sicher viele weitere folgen.
Herzliche Grüße,
Zeilentänzerin